Ende Juni sorgt eine Hitzeglocke über dem Westen Kanadas für sengende Temperaturen von bis zu 49,6 Grad und verursacht Waldbrände in ganz BC. Die Ortschaft Lytton fällt den Flammen zum Opfer. Viele andere Orte werden in Alarmbereitschaft versetzt oder müssen evakuiert werden. Immer wieder erschwert dichter Rauch das Atmen und treibt die Luftverschmutzungswerte in gefährliche Höhen. Ende Juli ist ein großer Teil des Landes in Rauch gehüllt, denn auch in den Nachbarprovinzen brennen zahlreiche Waldgebiete.
Meine diesjährige Rucksackwanderung sage ich dennoch nicht ab, denn es gibt immer wieder Zeiten, in denen der Rauch nachlässt, und ich hoffe auf etwas Glück. Zudem hatte ich Anfang April eine unendliche Geduld mit dem völlig überlasteten Reservierungssystem aufgebracht, bis es mir nach Stunden endlich gelang, eine Buchung für die nötigen Campingplätze im Hinterland zu ergattern.
Die Wanderung wird mich zu den Molar Mountain Pässen und zu den Fish Lakes im Banff National Park führen. Ich habe diese eindrucksvolle Bergregion bereits vor gut zehn Jahren mit den Skyline Hikers of the Rocky Mountains besucht, als ich an einem ihrer Wandercamps teilnahm. Es lag damals noch so viel Schnee, dass wir den North Molar Pass und die Fish Lakes nicht erreichten. Dies hoffe ich nun nachzuholen und darüber hinaus, das Pipestone Valley und vielleicht die Devon Lakes zu erkunden.
Ich nehme die nördliche Route über Jasper, die mich in siebeneinhalb Stunden zum Mosquito Creek Wanderparkplatz am Icefield Parkway im Banff National Park bringen wird. Im gesamten North Thompson Tal ist es sehr rauchig. Mount Robson ist trotz des wolkenlosen Himmels nicht zu erkennen. Obwohl der Rauch die Sonne blockiert, ist es erstaunlich warm. In Richtung Jasper klart es etwas auf und es weht eine leichte Brise. Ich kann jetzt einige Berge in der Nähe ausmachen, aber die weiter weg gelegenen verbleiben in einem Dunstschleier. Je weiter ich nach Süden komme, desto besser wird die Luft.
Ich bin früh losgefahren, denn ich will heute noch zu meinem ersten Ziel wandern, zum Mosquito Creek Campground bei Kilometer fünf auf dem Molar Pass Trail.
Entfernung | 5,0 km |
Dauer | 1 ¼ Std |
Min. Höhe | 1868 m |
Max. Höhe | 2014 m |
Anstieg | 146 m |
Kum. Anstieg | 290 m |
Kum. Abstieg | 153 m |
Der Wanderparkplatz befindet sich nahe beim Mosquito Creek Hostel. Es ist nicht viel Betrieb, so dass ich keine Schwierigkeiten habe, einen Platz zu finden. Ich packe noch einige Nahrungsmittel aus meiner Kühlbox in den Rucksack um, dann bin ich startklar.
Noch vom Parkplatz aus mache ich ein erstes Foto: einen Berg mit Blumen im Vordergrund und - viel wichtiger - mit blauem Himmel und ein paar flauschigen Wolken im Hintergrund. Einen klaren, blauen Himmel habe ich schon lange nicht mehr gesehen.
Ich schultere meinen Rucksack und überquere die Brücke zum Mosquito Creek Campground. Dieser direkt am Highway liegende und auch für Wohnmobile geeignete Platz ist nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Zeltplatz im Hinterland, zu dem ich unterwegs bin. Ich überquere den stark befahrenen Highway und beginne meine Wanderung entlang des Mosquito Creek.
Der Weg ist reizvoll und führt sanft ansteigend direkt am Ufer des turbulenten Baches entlang.
Bald habe ich einige attraktive Ausblicke auf die Berge. Die Sicht ist nicht ganz klar, aber viel besser, als ich es mir vorgestellt hatte. Fireweed und andere Blumen stehen in voller Blüte.
Nach etwas mehr als einer Stunde erreiche ich den Mosquito Creek Campground und baue mein Zelt unter einigen dichten Nadelbäumen auf. Sie werden mich vor dem schlechten Wetter schützen, das für diese Nacht angesagt ist und mit Gewitterstürmen verbunden sein könnte. Ich habe ein Stück Pizza mitgebracht, so dass ich heute Abend nicht einmal meinen Kocher aufbauen muss. Ich komme mit einem Pärchen ins Gespräch, das den Campingplatz drei Tage lang als Basiscamp für Tageswanderungen nutzen will. Wir tauschen einige Informationen über die Wandermöglichkeiten in der Umgebung aus. Am Abend beginnt es zu nieseln.
Im Verlauf der Nacht gibt es einige Regenschauer, doch es bleibt mild und ich schlafe gut, auch wenn mich hin und wieder das Rauschen des Mosquito Creek aufweckt.
Entfernung | 10,4 km |
Dauer | 3 ½ Std |
Incl. breaks | 4 ½ Std |
Min. Höhe | 1991 m |
Max. Höhe | 2603 m |
Anstieg | 612 m |
Kum. Anstieg | 811 m |
Kum. Abstieg | 626 m |
Die Nacht ist so lau, dass ich nicht einmal meine Zelttüren schließen muss. Gegen Morgen, als der Regen für eine Weile aufhört, krieche ich aus dem Zelt, um zu frühstücken. Die Luft ist feucht und nahezu rauchfrei. Ich habe schon lange nicht mehr so frische Luft eingeatmet. Es bleibt vorerst niederschlagsfrei, so dass ich mein Camp in Ruhe abschlagen kann. Der Himmel ist zwar grau, aber ich hoffe trotzdem auf eine gute Aussicht vom North Molar Pass. Er ist mit 2600 Metern einer der höchsten Punkte in den Rocky Mountains, der über einen regulären Wanderweg erreicht werden kann.
Der Weg schlängelt sich weiterhin am Mosquito Creek entlang und ich halte Ausschau nach dem einstigen Camp der Skyline Hikers. Dort begann im Jahr 2010 meine Leidenschaft für das alpine Bergwandern. Nach etwa zwanzig Minuten und einen guten Kilometer weiter entdecke ich einen unscheinbaren Seitenweg. Das muss der ehemalige Zugang sein, aber vom Lager ist nichts mehr zu sehen. Mein Weg mündet in eine Wiese. Zu meiner Rechten erhebt sich die östliche Flanke des mächtigen Noseeum Mountain.
Bald stoße ich auf eine Weggabelung. Nach rechts geht es zum (South) Molar Pass. Ich halte mich links, denn mein Ziel für heute sind die Fish Lakes, die auf der anderen Seite des North Molar Pass liegen.
Der lichte Wald wird von unzähligen kleinen Bächen durchflossen, deren Ufer von blühenden Blumen gesäumt sind. Sie machen den trüben Himmel mehr als wett.
Schließlich erreiche ich die ausgedehnten North Molar Almwiesen. Zurzeit blüht ein regelrechter Teppich aus leuchtend gelber Bergarnika, der mit pinkfarbenen Flecken aus Fireweed gesprenkelt ist. Der imposante The Fang (auch Houndstooth genannt) dominiert die Szenerie. Er ist ein markanter 2408 Meter hoher Gipfel auf dem Grat zwischen North und South Molar Pass.
Am Mosquito Tarn, einem kleinen See inmitten der Almwiesen, folge ich dem rechten Ufer, als der Weg plötzlich endet. Ich überprüfe meine Karte und stelle fest, dass ich die Bachüberquerung am Auslass des Tarn verpasst habe. Ich kehre um, klettere über einige im Wasser liegende Steine und finde auf der anderen Seite des Tarn den richtigen Weg.
Hier kommen mir zwei Wanderer entgegen. Sie sind Parkranger und auf dem Rückweg von einer Erkundungstour, auf der sie Wanderer zu ihren Erfahrungen an den Fish Lakes und den Devon Lakes befragen wollten. Auf dem Fish Lakes Campingplatz fanden sie genügend Interviewpartner, aber der Weg durch das Pipestone Valley zu den Devon Lakes war menschenleer. Da ich eine Tageswanderung dorthin vorhabe, sind sie froh, mich in ihre Studien mit einzubeziehen. Wer weiß, vielleicht gibt es auf meine Anregung hin eines Tages eine bärensichere Aufbewahrungsmöglichkeit für die Essensvorräte in der Nähe der abgelegenen Devon Lakes. Die Ranger haben eine Menge Tipps für mich und zeigen mir Fotos von den wirklich malerischen Seen auf ihren Handys.
Als ich mich über die Almwiesen dem Pass nähere, zieht vom Tal her eine Regenfront auf. Zuerst umgibt mich nur Nebel, doch dann beginnt es zu nieseln. Eine Gruppe von zehn jungen Wanderern steigt gerade von der Passhöhe herunter. Sie haben das Wochenende auf dem Fish Lakes Campingplatz verbracht und verkünden mir, dass ich ihn nun ganz für mich alleine habe. Darauf bin ich ganz und gar nicht erpicht, denn hier soll es viele Grizzlybären geben. Anscheinend treten in diesem Sommer viele Leute ihre Wanderungen wegen des Rauchs oder schlechtem Wetter erst gar nicht an, denn immer wieder bleiben Zeltplätze leer. Es ist schade, wenn die ursprünglich heißumkämpften Reservierungen nicht zugunsten anderer zurückgegeben werden.
Das letzte Stück zum Pass ist mühsam. Der Pfad ist schmal und windet sich durch Geröll. Wenigstens ist er deutlich zu erkennen. Selbst bei dichtem Nebel oder Schneefall würde man ihn nicht verlieren. Es ist zu nass, um die Kamera hervorzuholen, die ich vorsichtshalber im Rucksack verstaut habe. Sonst hätte ich sicher trotz der fehlenden Aussicht ein Bild von der Passhöhe gemacht.
Auf der anderen Seite des Passes geht der Niesel in wirklichen Regen über. Die Berggipfel sind hinter tiefhängenden Wolken verborgen. Ich stelle mir vor, wie schön es hier sein muss, wenn die Sonne scheint. Vielleicht habe ich übermorgen bei meiner Rückkehr mehr Glück mit dem Wetter. Trotz des Regens ist meine Stimmung gut, denn es ist erstaunlich warm und die Luft erfrischend rein. Nur meine pitschnassen Wanderschuhe machen mir Sorgen. Es dauert immer einige Zeit, bis sie wieder trocken sind.
Ich erreiche den Fish Lakes Campingplatz, der tatsächlich ganz verlassen ist. Er liegt am oberen der beiden Fish Lakes und hat nur fünf Plätze. Deshalb ist es kein Wunder, dass er immer sehr schnell ausgebucht ist. Ich stelle mein Zelt unter einigen Bäumen auf. Es ist noch nass vom letzten Regen, da macht es nicht viel aus, wenn es beim Aufbau noch etwas Sprühregen abbekommt. Ich hülle mich in meinen Regenponcho und setze mich auf einen Baumstamm am Seeufer, um Mittag zu halten. Der Ort lädt zum Träumen ein.
So nass wie ich bin, wird es mir schnell zu kalt, um still im Regen zu sitzen. Ich flüchte ins Zelt und ziehe mir trockene Sachen an. Der Regen nimmt zu und wird heftig. Es sieht nicht so aus, als könnte ich meine nassen Sachen in näherer Zukunft zum Trocken an die Leine hängen. Wird meine minimale Auswahl an Kleidung zum Wechseln reichen? Sind drei Paar Socken genug? Unter dem Vorzelt am Eingang, wo meine nassen Wanderschuhe stehen, hat sich eine Pfütze gebildet. Ich stelle meine Schuhe auf zwei Steine und ziehe einen Kanal, damit das Wasser als kleines Bächlein aus dem Vorzelt abfließen kann. Poncho und Regenhose lege ich unter das andere Vordach, wo sie im Matsch liegen und noch schmutziger werden als sie schon sind. Keiner der Zeltplätze auf dem Fish Lakes Campground ist wirklich eben. Bei starkem Regen werden sie regelmäßig überflutet. Diese Information hätte ich heute Morgen liebend gerne an die Park Ranger weitergegeben.
Bei solch heftigem Regen mag ich nicht draußen Abendessen kochen. Meine Ersatzkleidung soll nicht auch noch nass werden. Also bleibe ich zum Essen im Zelt und nehme eine kalte Mischung aus Brokkoli und Hackfleischbröseln zu mir, die ich am Morgen zum Re-hydrieren angesetzt hatte. Als Beilage gibt es statt des geplanten Couscous mit Soße nur einen Müsliriegel. Ich tröste mich mit der Hoffnung auf besseres Wetter. Ich verlasse mein Zelt nur noch einmal kurz, um meine Essensvorräte bärensicher zu lagern. Hier gibt es statt der oft üblichen Metallboxen einen hohen Mast mit Stahlseilen, an denen man seinen Beutel einhängt und hochzieht, einen sogenannten bear pole.
Später am Abend höre ich, wie ein weiteres Zelt aufgebaut wird. Wenigstens bin ich nicht mehr allein hier draußen. Mitten in der Nacht weckt mich ein durchdringendes Heulen. Ein Wolf, so nah? Nein, die Zeltnachbarn haben einen Husky dabei, der geträumt hat. Irgendwann in der Nacht hört es auf zu regnen und alles ist still.
Entfernung | 15,2 km |
Dauer | 4 ½ Std |
Min. Höhe | 2137 m |
Max. Höhe | 2325 m |
Anstieg | 188 m |
Kum. Anstieg | 749 m |
Kum. Abstieg | 749 m |
Am nächsten Morgen ist der Himmel blassblau und es ist sehr diesig. Was Morgennebel und was Rauch ist, lässt sich nicht sagen. Trotzdem zeigt Upper Fish Lake nun seine volle Schönheit.
Nach den heftigen Regenfällen ist alles rund herum triefend nass. Ich wische einen der Picknicktische am See notdürftig trocken und baue meinen Kocher auf. Da meine Wanderkleidung nass ist, bin ich erst einmal in meinen Schlafsachen geblieben und habe nur meine warme Fleece-Jacke darüber gezogen. Nach der gestrigen Wanderung über den 2600 Meter hohen Pass fühle ich mich ziemlich erschöpft, zudem habe ich ja nicht richtig gegessen. Heißer Porridge mit einer extra großen Portion eingeweichter Früchte und ein starker Kaffee erwecken mich wieder zum Leben. Der Anblick der aufgehenden, blutroten Sonne ist fantastisch. Allerdings ist die ungewöhnliche Farbe ein Zeichen für Rauch in der Luft, auch wenn man ihn im Moment nicht riechen kann.
Meine beiden Mitcamper, ein junges Pärchen, sind gestern während ihrer Wanderung sehr nass geworden. Dazu hatten die Ärmsten auch noch den nassen Hund im Zelt. Wir bringen einige Sachen vom Zeltbereich hinunter zum Picknickplatz zum Trocknen, denn dort ist es offen und sonnig. Sobald die Sonne stark genug ist, schlüpfe ich in meine klammen Wandersachen und ziehe die trockene Fleece-Jacke wieder darüber. Kein angenehmes Gefühl, aber die schwarze Jacke heizt sich in der Sonne auf, so dass die Kleidung darunter an meinem Körper trocknen kann. Ich fungiere sozusagen als wandelnder Trockenständer. Die Wanderschuhe trocknen an meinen Füßen, die dank der dicken Ersatzsocken fürs erste von der Feuchtigkeit isoliert bleiben.
Während das Pärchen diskutiert, welchen der beiden möglichen Wege sie zu ihrem nächsten Ziel einschlagen werden, bereite ich mir ein zweites Frühstück zu. Ich habe keine Eile, denn heute steht nur ein Tagesausflug im Pipestone Valley auf meinem Programm und in diese Richtung sieht es noch sehr neblig aus. Ich koche Couscous mit thailändischer Soße, was eigentlich als Beilage für mein gestriges Abendessen vorgesehen war. Nach der zweiten Mahlzeit fühle ich mich wieder fit. Ich spanne eine Wäscheleine zwischen den Bäumen auf, traue mich jedoch nur, ein einziges tropfnasses T-Shirt zum Trocknen zurückzulassen, denn auf dem Campingplatz wurde ein Stachelschwein gesichtet und diese Nager sind äußerst destruktiv. Meine nassen Socken von gestern hänge ich lieber außen an den Rucksack, wo sie in der Sonne baumeln können. Noch vorsichtiger als sonst, stopfe ich wirklich alles, was auch nur im Entferntesten nach Essen, Seife oder Schweiß riechen könnte, in einen Sack, den ich zusammen mit dem Essensbeutel am bear pole hochziehe.
Wegen des Nebels oder gar Rauchs im Pipestone Valley haben sich die beiden anderen inzwischen entschieden, über den North Molar Pass zur Weggabelung zurückwandern und von dort über den South Molar Pass ihren nächsten Campingplatz am Molar Creek anzusteuern. Ich halte an meinem Plan fest, das Pipestone Valley zu erkunden, wobei mich mein Weg nicht unten am Pipestone River, sondern hoch oben an der westlichen Flanke des Tales entlang zum Pipestone Pass führen wird. Meine Hoffnung, bis zu den 15 Kilometer entfernten Devon Lakes vorzudringen, gebe ich auf. Um diese Strecke hin und zurück zu schaffen, hätte ich spätestens mit dem ersten Sonnenlicht losgehen müssen und mir auch bessere Wetter- und Sichtverhältnisse gewünscht. Am allerbesten wäre eine Übernachtung an den Devon Lakes. Ein andermal vielleicht.
Ich breche zur Fish Lakes Cabin auf, einer sehr komfortabel aussehenden Rangerhütte, die etwa zehn Minuten vom See entfernt liegt. Hier beginnt der Höhenweg zum Pipestone Pass.
Am Bach bei der Hütte fülle ich meine Wasserflaschen auf. Gleich dahinter muss ich einen ziemlich schnell fließenden Nebenbach überqueren, wobei meine Wanderschuhe wieder völlig durchnässt werden. Zum Glück bleibt es die einzige etwas schwierige Querung für heute. Ich werde sie mir jedoch merken, falls ich in Zukunft einmal mit vollem Gepäck in Richtung Devon Lakes unterwegs sein sollte.
Der Weg führt an der bewaldeten Hangseite des Tals hinauf. Auf den Wiesen blühen Wildblumen. Es scheint, als wäre doch nicht allzu viel Rauch in der Luft, denn die Schwaden steigen hoch und lösen sich zunehmend auf.
Bald schon gelange ich zum Moose Lake, einem wunderschönen, von schroffen Bergen umgebenen See.
Es gibt sogar ein Loon hier. Erstaunlich, dass diese Tauchvögel in der alpinen Zone überleben können; der See muss Fische enthalten.
Ein Stück weiter überblicke ich die endlose Weite des Pipestone Valley. Nur wenige Wanderer finden den Weg in dieses abgelegene Tal, und ich bin eine der Glücklichen.
Auf meinem Weg muss ich noch viele weitere Bäche überqueren. Meistens liegen stabile Steine im Wasser, so dass die Querung unproblematisch ist. An einem der Übergänge klettere ich ein Stück stromaufwärts, bis ich eine Stelle finde, an der ich nicht durch tiefes Wasser waten muss.
Auf der anderen Seite des Baches holt mich ein einsamer Wanderer ein. Ian ist auf dem Weg zu den Devon Lakes und erst heute Morgen vom Wanderparkplatz am Highway aufgebrochen. Die 30 Kilometer legt er mit vollem Gepäck und ohne Zwischenübernachtung zurück. Mit Siebenmeilenstiefeln schreitet er voran und verschwindet schnell aus meinem Blickfeld. Eine solche Mammutstrecke würde ich nicht schaffen. Wegen meines späten Aufbruchs heute Morgen werde ich wohl noch nicht einmal, wie erhofft, den Pipestone oder gar den Clearwater Pass erreichen. Das macht aber nichts; lieber nehme ich mir heute die Zeit, den Weg ausführlich zu genießen. Schließlich kommt man nicht alle Tage in eine so unglaublich schöne Umgebung.
Ich fasse einen kleinen Hügel ins Auge, den ich für meine Mittagsrast ansteuere. Von hier aus habe ich einen fantastischen Ausblick auf den Pipestone und den Clearwater Pass. Das Pipestone Valley ist einzigartig in seiner Wildheit, seiner Weite und gleichzeitigen Leere. Die Luft ist nicht ganz klar; vielleicht wegen des Feuers, das jenseits der Devon Lakes, weit oben im Clearwater Valley brennt.
Schroffe Berghänge begrenzen das Pipestone Valley auf der gegenüberliegenden östlichen Seite.
Der Aussichtshügel ist mein heutiger Umkehrpunkt. Ich ziehe die Wanderschuhe aus, und es tut gut, endlich wieder die Zehen auszustrecken. Meine Schuhe können derweil in der Sonne weiter trocknen. Sie sind im Moment in keinem allzu schlechten Zustand.
Nach einer ausgiebigen Rast mache ich mich auf den Rückweg. Der Himmel sieht in diese Richtung sehr dunstig aus, weil ich nun in die Sonne schaue. Der Tarn begeistert mich erneut, weil er vor dem Hintergrund der Berge mindestens so attraktiv aussieht wie auf dem Hinweg.
Weiter unten ziert ein weiterer, kleinerer Tarn die Almwiesen. Im Süden ist der Gipfel von Cataract Peak schwach zu erkennen.
An der Fish Lakes Cabin fülle ich erneut meine Wasserflaschen auf. Ein Stück den Weg hinunter nehme ich die Abzweigung zum Lower Fish Lake. Schon nach einem halben Kilometer taucht der See vor mir auf. Er ist viel kleiner und liegt in einem offeneren und raueren Terrain als der Upper Fish Lake mit dem Campingplatz.
Von hier aus blickt man direkt auf Cataract Peak, den markantesten Gipfel in dieser Gegend. Leider ist er heute hinter einem dünnen, weißlichen Schleier verborgen und wirkt etwas blass.
Zurück auf dem Campingplatz bin ich erleichtert, mein Zelt trotz des Stachelschwein-Alarms unversehrt vorzufinden. Mein T-Shirt baumelt trocken an der Leine und die restlichen Kleidungsstücke sind im Zelt oder unterwegs trocken geworden. Meine Ersatzkleidung kann also wieder in den Rucksack.
Heute ist der Campingplatz voll besetzt. Alle genießen einen angenehmen und warmen Abend an den Picknicktischen. Die Zelte stehen sehr dicht beieinander, so dass es zur Schlafenszeit eine Weile dauert, bis Ruhe einkehrt und nur noch gelegentliches Schnarchen zu vernehmen ist.
Entfernung | 10,4 km |
Dauer | 3 ½ Std |
Incl. breaks | 6 Std |
Min. Höhe | 1991 m |
Max. Höhe | 2603 m |
Abstieg | 612 m |
Kum. Anstieg | 631 m |
Kum. Abstieg | 809 m |
Morgens bin ich die erste beim Frühstück und genieße einen weiteren spektakulären Sonnenaufgang. Die Sonne ist noch intensiver rot als gestern Morgen.
Ich bin schon startklar, während die meisten anderen noch ihr Frühstück zubereiten. Einige bleiben eine zweite Nacht und machen einen Tagesausflug, so wie ich gestern. Zwei Frauen brechen kurz nach mir auf und wir werden uns auf dem Weg über den North Molar Pass zurück zum Mosquito Creek Campground noch oft überholen. Ich klettere den Pfad hinauf und verabschiede mich vom Upper Fish Lake mit einem letzten Blick zurück. Ich nehme mir fest vor, diese Gegend in einem der nächsten Sommer noch etwas intensiver auszukundschaften.
Die Sonne scheint, und die Umgebung des North Molar Pass ist traumhaft schön. Was für ein Unterschied zu vorgestern, als ich hier im Regen durchgekommen bin!
Ich steige höher und höher auf dem Weg zum North Molar Pass.
Bald werfe ich den ersten Blick auf den Pass, der sich direkt rechts von der Schneewechte befindet. Die rötlich gefärbten, säulenartigen Felsen (pinnacles) weiter links auf dem Grat sind ein bemerkenswertes Phänomen.
Auf der Ostseite des Weges erhebt sich Molarstone Mountain. Von der Passhöhe aus könnte man den 2880 Meter hohen Gipfel in nur 45 Minuten erklettern. Allerdings müsste ich dafür den schweren Rucksack zurücklassen, und nur ein kleines Stück weiter unten habe ich eine Familie von Bergmurmeltieren (Hoary Marmots) entdeckt. Diese großen und überaus frechen Felsenbewohner warten nur darauf, dass jemand sein Gepäck ablegt. Ich habe schon schlechte Erfahrungen mit ihnen gemacht: Einmal haben sie mir einen meiner Wanderstöcke geklaut und ein andermal den Tagesrucksack einer Freundin davongeschleppt. In beiden Fällen waren wir in der Nähe und blieben Sieger. Der Aufstieg zum Molarstone würde sich als Tageswanderung von den Fish Lakes oder vom Mosquito Creek Campground aus anbieten. Ein andermal, da bin ich zuversichtlich.
Zurückschauend erspähe ich den Hauptgipfel des mächtigen Molar Mountain, der über eine Felswand hinausragt.
Schließlich erreiche ich den North Molar Pass und die Schneewechte oder Cornice, eine überhängende, instabile Schneemasse, die auch im Hochsommer nicht vollständig abtaut und die man tunlichst nicht betreten sollte. Ambitionierte Kletterer können von hier aus an der Wechte vorbei auf den Grat klettern und sich über die Pinnacles und The Fang zum South Molar Pass durchschlagen. Für mich ist die diesseitige Nase des Grats jedoch unüberwindlich, denn ich bin weder Bergsteiger noch frei von Höhenangst.
Ich halte inne und genieße die Aussicht in alle Richtungen. Die Gipfel, die das Mosquito Creek Valley umgeben sind unvergleichlich schön.
Schließlich beginne ich den Abstieg vom Pass.
Bald dominiert Noseeum Mountain die Szenerie. Warum man ihn Ich sehe ihn nicht nennt, bleibt mir ein Rätsel.
Einige interessante Felsenformationen auf einem der Osthänge des Tales fallen mir auf. Sie gehören zu Molarstone Mountain.
Am Mosquito Tarn halte ich eine ausgiebige Rast. Es ist noch viel zu früh, um auf dem Campingplatz einzukehren, zumal die Aussicht hier unvergleichlich ist. In der östlichen Bergkette tut sich eine Lücke auf. Sie bietet eine Abkürzung ins Pipestone Valley oder - wenn einem der steile Abstieg auf der anderen Seite zu schwierig erscheint - den Zugang zu einem Aussichtspunkt auf den Pipestone Pass. Eine weitere Möglichkeit für ein künftiges Abenteuer.
Die Dolomites türmen sich über dem westlichen Ende des Mosquito Creek Valley.
Auf dem Rückweg durch die ausgedehnten Almwiesen aus Bergarnika, kommt mir eine Familie mit zwei Kindern entgegen. Sie sind zum Fish Lakes Campingplatz unterwegs und machen einen sehr vergnügten Eindruck. Ich bin erstaunt, dass die Kinder, die vielleicht sechs und acht Jahre alt sind, bereits solche harten Wanderungen mitmachen.
Ich erreiche den Campingplatz kurz vor den beiden Frauen, die mit mir am Upper Fish Lake gestartet sind. Nach kurzer Überlegung beschließen sie, ihre Reservierung hier in Anspruch zu nehmen, auch wenn es nur noch fünf Kilometer bis zu ihrem Auto sind. Sie haben genug für heute. Damit sind immerhin vier von den fünf Zeltplätzen belegt. Kaum haben die beiden ihre Regenplane über einen der Tische gespannt, hört man es in der Ferne donnern. Anscheinend zieht ein Gewitter auf, doch vorerst bleibt es bei ein paar vereinzelten Regentropfen, die von einem wiederkehrenden Grollen begleitet werden. Man kann noch in aller Ruhe zu Abend essen.
Ich bin müde und früh im Zelt. Obwohl die Nachbarskinder bis zum Einbruch der Dunkelheit mit viel Geschrei zwischen den auf dem Campingplatz verstreuten Felsblöcken Verstecken spielen, schlafe ich schnell ein. In der Nacht gibt es dann doch noch einen kurzen, aber heftigen Regenschauer und einige Donnerschläge. Danach ist nur noch das unaufhörliche Rauschen des Baches im Tal zu hören.
Entfernung | 16,2 km |
Dauer | 5 Std |
Incl. breaks | 6 ½ Std |
Min. Höhe | 1988 m |
Max. Höhe | 2527 m |
Anstieg | 539 m |
Kum. Anstieg | 1060 m |
Kum. Abstieg | 1027 m |
Es ist die erste etwas kältere Nacht auf meiner Tour, der Himmel ist klar und am Morgen scheint die Sonne. Da ich heute mein Zelt stehen lassen kann, bin ich schon sehr früh unterwegs, um die Gegend am South Molar Pass zu erkunden. Ich benötige ungefähr eine Stunde bis zur Weggabelung zwischen North und South Molar Pass. Das Talbecken, durch das der Pfad zum South Molar Pass hinaufführt, ist geschützt und unterscheidet sich deutlich von den offenen Höhenwiesen auf der anderen Seite: der Baumbestand ist dichter, die Bodenvegetation üppiger. Der Pfad windet sich durch Nadelwald und kleine Wildblumenwiesen. Er ist so schmal, dass ich nicht sehr weit voraus schauen kann. Ich mache so viel Lärm wie möglich, denn es ist kein schöner Gedanke, plötzlich einem Grizzlybären gegenüber zu stehen.
Ich wandere direkt unterhalb des mächtigen Noseeum Mountain. Das Fireweed hier ist die hochwachsende Sorte, die man auch im Flachland findet, im Unterschied zu dem kleinwüchsigen Mountain Fireweed auf den North Molar Almwiesen.
Der Weg führt stetig bergauf. Ich gelange an den Fuß einer wundervollen Kaskade, die munter über Felsenstufen und Blumenwiesen springt. Ich erinnere mich gut an diesen Ort, den die Skyline Hikers Japanischen Garten nannten. Damals, um den 10. Juli herum, schauten die Blumenblüten aus frisch gefallenem Neuschnee hervor.
Hinter dem Japanischen Garten wird es steil und der Pfad mäandert aus dem Tal hinaus. Der South Molar Pass ist nicht mehr weit.
Ein einzelner Wanderer marschiert vom Pass herunter und ich erkenne ihn schon von weitem an seinem Siebenmeilenstiefel-Schritt wieder. Es ist Ian, den ich im Pipestone Valley getroffen habe. Er hat eine sehr windige Nacht an den Devon Lakes verbracht und die nächste mit einem heftigen Gewitter auf dem Molar Creek Campground. Anscheinend ist der gestrige Sturm hauptsächlich auf der anderen Seite der Molar Pässe, im Pipestone Valley niedergegangen. Bis zum South Molar Pass hat Ian auf seiner Runde keine Menschenseele getroffen.
Weit oben auf dem Pass mache ich die Silhouette eines weiteren Wanderers aus, der dort gerade Mittagspause hält. Als ich ihn erreiche, erzählt er mir sofort von einem Grizzlybären. Der sei ihm mitten auf dem schmalen Pfad unten im Wald entgegengekommen. Zum Glück war es ein sogenannter guter Bär: Überrascht hielt er inne, genau wie sein menschliches Gegenüber, und schlug sich dann umgehend seitwärts in die Büsche. Ich danke dem Wanderer, er heißt Rob, von ganzem Herzen, dass er mir diese Begegnung abgenommen hat. Er war nur 30 Minuten vor mir unterwegs.
Wir setzen unseren Weg ein Stück gemeinsam fort. Das Fireweed wächst hier an den Hängen besonders üppig. Rob, ein ambitionierter Fotograf, steigt in die Wiesen hinauf, um ein paar Bilder davon zu machen.
Er lebt in Banff und nutzt jede Gelegenheit zum Wandern und Fotografieren. Er kennt die Gegend sehr gut und benennt einige der Berge und Gletscher für mich. Es stellt sich heraus, dass sein Vater Deutscher ist und genau wie ich ursprünglich aus Köln kommt. Zudem ist sein Nachname gleichlautend mit einem winzigen Ort im Bergischen Land, aus dem seine Familie stammt. Die Welt ist klein!
Da ich noch keine Mittagsrast hatte und hungrig bin, mache ich an einem von Wildblumen gesäumten Bach eine Pause. Danach soll es querfeldein in Richtung von The Fang gehen, um eine mögliche Aufstiegsroute auf den Grat zu finden. Rob hingegen hat einen bestimmten fotogenen See weiter unten im Tal ins Auge gefasst. Also verabschieden wir uns fürs erste.
Ich habe die alte Karte vom Wandercamp der Skyline Hikers mitgebracht. Sie zeigt eine Route von hier zum Berggrat und The Fang. Der Bach, an dessen Ufer ich gerastet habe, bietet eine gute Orientierung und ich folge ihm den Berg hinauf. Je höher ich komme, desto besser wird der Ausblick. Natürlich beherrscht immer noch Noseeum Mountain die Szenerie. Wie ich von Rob erfahren habe, heißt der Berg dahinter Mount Andromache und der Gletscher Molar Glacier.
Schließlich erspähe ich die beiden Gipfel des Molar Mountain selbst, die vor einem sehr diesigen Himmel aufragen. Molar ist das englische Wort für Backenzahn, was die Form des Berges sehr gut beschreibt.
Es fällt mir leicht, über die weit offenen Almwiesen hoch zu laufen. Dabei habe ich The Fang immer im Blick. Die Wiesen enden an einer Halde aus großen Felsblöcken.
Ich klettere am Rand der Felsblöcke entlang und erreiche einen kleinen Tarn. Aus dieser Höhe tauchen sogar Mount Hector und Little Hector hinter Mount Andromache auf.
Vom Tarn aus gehe ich ein kurzes Stück zurück bis zu einem Punkt, von dem aus eine mit Geröll bedeckte Rinne steil aufwärts führt. Dies wäre wohl die beste Route auf The Fang, auch wenn sie eine nicht ganz triviale Kletterpartie darstellt.
Die Spitze von The Fang besteht aus losen Felsquadern. An einem sonnigen, klaren Tag würde ich gerne bis zum Grat unterhalb dieser weißlichen Blöcke klettern. Ein weiterer Eintrag auf meiner immer länger werdenden Wunschliste!
Ich gehe die gleiche Route hinunter, die ich heraufgekommen bin. Auf halber Strecke treffe ich Rob wieder. Gemeinsam wandern wir querfeldein durch die Wiesen, bis wir kurz nach dem South Molar Pass, einem steilen Abhang folgend, wieder auf den offiziellen Wanderweg treffen.
Hier trennen sich unsere Wege. Während Rob noch bis zu seinem am Highway geparkten Auto hinauswandert, habe ich genügend Zeit für eine weitere Rast. Ich lasse mich auf einem mit Gras bedeckten Ausläufer hinter dem Pass nieder, von wo aus ich das ganze Tal überblicken kann. Von dort beobachte ich, wie Rob auf dem engen, in den Hang geschmiegten Pfad absteigt und schließlich in den Bäumen verschwindet.
Der Weg bis zum Campingplatz ist noch lang. Glücklicherweise treffe ich unterwegs nicht auf den Bären, der hier sein Unwesen treibt. Wie am Ende jedes Tagesausflugs freue ich mich darüber, dass auf dem Campingplatz das fertig aufgebaute Zelt auf mich wartet.
Inzwischen ist die junge Familie mit den beiden Kindern von den Fish Lakes zurückgekehrt. Alle Begeisterung vom Hinweg scheint verflogen, vor allem der achtjährige Sohn macht einen sehr unglücklichen Eindruck. Schlafsäcke, Kleidungsstücke und Zeltplanen hängen auf einer langen Leine in der Sonne. Wie ich vom Familienvater erfahre, gab es an den Fish Lakes ein fürchterliches Gewitter. Regen überflutete ihr Zelt und das meiste darin wurde nass. Am Morgen nach der Sintflut war das Zelt so schmutzig, dass er es vor dem Einpacken im See wusch. Während die Sachen trocknen, wird die Familie noch zu Abend essen und dann zum Highway hinauswandern. Darauf besteht der Junge, obwohl sie eigentlich für diese Nacht hier auf dem Mosquito Creek Campground eingebucht sind. Bloß nicht mehr zelten, quengelt er. Seine kleine Schwester ist besser gelaunt, aber der Junge setzt sich durch: Gegen fünf Uhr ziehen sie von dannen. Gut, dass der Highway nur eine Stunde entfernt ist.
Der Campingplatz ist nun fast verlassen, nur ein einziges weiteres Zelt steht dort für die Nacht. Aus irgendeinem Grund empfinde ich das Rauschen des Baches heute als besonders laut. Immer wieder weckt es mich auf, so dass ich eine unruhige Nacht verbringe.
Entfernung | 5,0 km |
Dauer | 1 ¼ Std |
Min. Höhe | 1868 m |
Max. Höhe | 2014 m |
Abstieg | 146 m |
Kum. Anstieg | 153 m |
Kum. Abstieg | 290 m |
Über Nacht ist Rauch ins Mosquito Creek Valley gezogen, den man jetzt zum ersten Mal auch deutlich riechen kann. Das macht nicht gerade Lust auf einen weiteren Ausflug. Außerdem ist meine Zeit heute begrenzt, weil ich auf jeden Fall zum Highway hinaus wandern und zum Übernachten mindestens noch nach Lake Louise oder Golden fahren will. Sowohl ein weiterer Ausflug in die Gegend um den South Molar Pass als auch einer in das Tal der Dolomites würde noch eine volle Tageswanderung bedeuten. Also packe ich zusammen, um heute noch soweit wie möglich in Richtung Heimat zu fahren.
Für den Rückweg nehme ich die südliche Route über Golden und Kamloops. Ich komme so gut voran, dass ich nicht wie gewöhnlich in Golden übernachte, sondern gleich nach Hause durchfahre. Unterwegs wird der Rauch immer dichter, am schlimmsten ist es im Glacier National Park und in Revelstoke. Dort ist es so dunkel, als wäre es bereits Abend. Wenigstens gibt es nirgendwo Straßensperrungen. In der Nähe von Chase klart die Luft auf und bleibt für den Rest der Fahrt gut.
Angesichts der Waldbrände und des Rauchs überall habe ich einmal mehr großes Glück gehabt und ein weiteres gelungenes Wandererlebnis genießen dürfen, auch wenn die Bedingungen nicht perfekt waren. Ich freue mich schon darauf, meine stets länger werdende Wunschliste in den nächsten Jahren nach und nach umzusetzen.