Pipestone Valley & Devon Lakes

August 2023


Über Jasper zum Mosquito Creek Campground1. August

Meine erste Wanderung in diesem Jahr wird mich ein weiteres Mal zu den Pässen des Molar Mountain und zu den Fish Lakes im Banff Nationalpark führen. Diese beeindruckende Bergregion habe ich bereits zweimal besucht, zuletzt 2021, aber es gibt immer wieder Neues zu entdecken. Dieses Mal möchte ich mich auf das Pipestone Valley und die abgelegenen Devon Lakes konzentrieren.

Der Sommer ist wieder geprägt von unzähligen Waldbränden und rauchiger Luft. Diesmal hat die Waldbrandsaison schon im Mai begonnen und wird noch bis Mitte September andauern. In den Bergen ist die Luft immer in Bewegung und so hoffe ich trotzdem auf eine einigermaßen rauchfreie Wanderwoche.

Wieder einmal nehme ich die Anreise über Jasper, die mich in siebeneinhalb Stunden zum Mosquito Creek Wanderparkplatz am Icefield Parkway im Banff Nationalpark bringt. Ich bin früh losgefahren, denn ich will heute noch zu meinem ersten Ziel wandern, dem Mosquito Creek Campground bei Kilometer fünf auf dem Mosquito Creek Trail.


Entfernung
5,0 km
Dauer
1 ¼ Std
Min. Höhe
1868 m
Max. Höhe
2014 m
Anstieg
146 m
Kum. Anstieg
290 m
Kum. Abstieg
153 m

 

Der Wanderparkplatz befindet sich am Mosquito Creek Hostel und es sind noch genügend Stellplätze frei. Ich packe einige Nahrungsmittel aus der Kühlbox in meinen Rucksack, dann bin ich startklar. Ich schultere den Rucksack und gehe über die Brücke zum Mosquito Creek Campground. Dieser direkt an der Straße gelegene und auch für Wohnmobile geeignete Platz ist nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Zeltplatz im Hinterland, zu dem ich unterwegs bin. Ich beginne meine Wanderung entlang des Mosquito Creek auf der anderen Seite des Highways.

Der Weg ist landschaftlich sehr reizvoll und führt sanft ansteigend direkt am Ufer des turbulenten Baches entlang.


Bald habe ich einige schöne Ausblicke auf die Berge. Die Sicht ist viel klarer als vor zwei Jahren, dafür sind die Wildblumen, sogar das spätsommerliche Fireweed, bereits vollständig verblüht.

Mosquito Creek mit Quartzite & Ramp Peaks und Mosquito Mountain im Hintergrund
Mosquito Creek mit Quartzite & Ramp Peaks und Mosquito Mountain im Hintergrund

Nach etwas mehr als einer Stunde erreiche ich den Mosquito Creek Campground. Ich muss mein Zelt in der Nähe der Feuerstelle aufschlagen, denn im hinteren Bereich, den ich bevorzuge, ist schon alles belegt. Ich habe mir ein Stück Pizza mitgebracht, so dass ich meinen Kocher heute Abend nicht auspacken muss. Von meinem wenig geschützten Zeltplatz aus ist der Bach besonders laut zu hören. Sein ständiges Rauschen weckt mich in der Nacht immer wieder auf.

South Molar Pass Lakes Tour2. August


Entfernung
19 km
Dauer
ca. 8 Std
Min. Höhe
1988 m
Max. Höhe
2435 m
Anstieg
447 m
Abstieg
447 m

 

Am Morgen bin ich ziemlich müde, weil ich wegen des rauschenden Baches neben dem Zeltplatz schlecht geschlafen habe. Zum Glück steht heute zum Aufwärmen nur eine Tageswanderung auf dem Programm, über deren Länge ich unterwegs noch entscheiden kann. Ich will einige Seen jenseits des South Molar Passes erkunden. Die Sonne scheint, aber die Luft ist nicht mehr so klar wie am Vortag.

Der Weg schlängelt sich zunächst weiter am Mosquito Creek entlang. Zu meiner Rechten erhebt sich die Ostflanke des Noseeum Mountain. Nach etwa einer Stunde komme ich an eine Weggabelung. Links geht es zum North Molar Pass. Ich halte mich rechts in Richtung South Molar Pass.

Das Talbecken, durch das der Weg zum South Molar Pass führt, liegt geschützt, so dass der Baumbestand dicht und die Bodenvegetation üppig ist. Der Pfad windet sich durch Nadelwald und kleine Wildblumenwiesen. Er ist so schmal, dass ich nicht weit sehen kann. Vor zwei Jahren wäre ich hier fast einem Grizzlybären begegnet, hätte ihn nicht ein anderer Wanderer, der eine halbe Stunde vor mir unterwegs war, vertrieben.

Ich wandere direkt unterhalb des mächtigen Noseeum Mountain. Es gibt kaum noch blühendes Fireweed. Die Wildblumenblüte war in diesem Jahr überall extrem früh und wegen der anhaltenden Hitze und Trockenheit eher spärlich. Der Weg steigt stetig an. Bald erreiche ich eine Kaskade, die sich munter über Felsenstufen und Blumenwiesen ergießt und auch Japanischer Garten genannt wird. Hier ist es noch feucht genug für das pink blühende Fireweed.

Am Japanischen Garten
Am Japanischen Garten

Dahinter wird es steil und der Weg windet sich in Serpentinen aus dem Tal heraus. Der South Molar Pass ist nicht mehr weit.

Blick zurück über das Tal
Blick zurück über das Tal

Am South Molar Pass mache ich eine Pause für einen Snack, bevor ich meinen Weg fortsetze. Er führt langsam aber stetig talwärts. Molar Mountain rückt immer besser ins Bild. Molar ist das englische Wort für Backenzahn, was die Form des Berges sehr gut beschreibt.

Molar Mountain 3022 m
Molar Mountain 3022 m

Als sich der Pfad gabelt, nehme ich den rechten, tiefer gelegenen Zweig. Dieser führt mich aber bald zu tief in das Tal des Molar Creek. Ich kehre auf die Höhe zurück, um von dort querfeldein zum South Molar Lake zu gelangen, der auf der Rückseite des Grates zwischen North und South Molar Pass und höher als der Pass liegt. Wie viele Landmarken in den Nationalparks hat der See keinen offiziellen Namen. An den Hängen leuchten einige kleine, noch blühende Fireweed-Stände.

Fireweed
Fireweed

Die pinken Flecken dienen mir als erste grobe Orientierung für den Aufstieg. Oberhalb davon folge ich einem Bachlauf und dann einer derzeit trockenen Drainage bergauf. Es ist ziemlich steil, aber der Untergrund ist gut begehbar. Nach der Überquerung von mehreren Bodenwellen taucht unvermittelt der türkisgrüne South Molar Lake vor mir auf.

South Molar Lake 2404 m
South Molar Lake 2404 m

Ich mache Mittagspause und genieße den eindrucksvollen Ausblick auf Mount Hector, Mount Andromache und den Molar Glacier.

Mount Hector 3394 m
Mount Hector 3394 m
Mount Andromache 3033 m
Mount Andromache 3033 m
Mount Hector und Mount Andromache mit Molar Glacier
Mount Hector und Mount Andromache mit Molar Glacier

Nach meiner Pause steige ich wieder zum Wanderweg hinunter und folge diesmal dem oberen Zweig zurück in Richtung South Molar Pass. Nach einem Blick auf Karte und GPS verlasse ich den Trail erneut, diesmal aber in die andere Richtung, um den Little Hector Lake (auch ein inoffizieller Name) zu finden. Er liegt in einem Talkessel und ist vom Weg aus kaum zu erkennen. Ich überquere einige kleine Bäche und klettere dann neben einem Wasserfall in den Talkessel hinein.

Little Hector Lake
Little Hector Lake

Ich gehe am Westufer des Sees entlang und finde am anderen Ende den steilen Ausstieg aus dem Talkessel. Von hier aus ist es kein Problem, wieder auf den South Molar Trail zu gelangen.

South Molar Pass Panorama
South Molar Pass Panorama

Hinter dem South Molar Pass beginne ich mit dem Abstieg ins Tal. Es ist noch früh genug, um vom Japanischen Garten aus einen Abstecher zu machen. Ich folge der Kaskade den Berg hinauf. An den vielen kleinen Zuflüssen blühen noch Wildblumen.

Kaskade im Japanischen Garten
Kaskade im Japanischen Garten

Die Rückseite des Fang (Fangzahn), eine markante Bergspitze, die sich über die Almwiesen am North Molar Pass erhebt, ist von hier aus gut zu erkennen.

Kaskade mit The Fang im Hintergrund
Kaskade mit The Fang im Hintergrund

Ganz oben am Ursprung der Kaskade befindet sich ein Tarn (Dorothy Lake), der eher farblos ist. Von hier aus soll man den Fang besteigen können, doch diese Möglichkeit sehe ich nicht. Vor zwei Jahren habe ich eine bessere Route vom South Molar Pass aus gefunden.

Tarn und möglicher Aufstieg zum Fang
Tarn und möglicher Aufstieg zum Fang

Nach diesem kleinen Seitenausflug mache ich am Fuße der Kaskade eine Pause und filtere frisches Trinkwasser, um meine Flasche für den Rückweg aufzufüllen. Bis zum Campingplatz ist es noch weit. Die vielen Pilze am Wegesrand haben eine interessante Maserung und sehen aus wie aus Holz geschnitzt.

Wie am Ende jeder Tagestour freue ich mich darüber, dass auf dem Campingplatz das fertig aufgebaute Zelt auf mich wartet. Zumal ich zum Aufwärmen nun doch stattliche 19 Kilometer zurückgelegt habe.

Am frühen Abend treffen noch eine Gruppe von vier Männern und ein Trupp fünf Jugendlicher ein. Die Fünf scheinen keine Reservierung zu haben und schlagen ihre Zelte neben den Picknicktischen auf. Ich bin schon im Zelt, als ich auf einmal Rauch schnuppere. Hoffentlich ist nicht wieder Waldbrandrauch in der Luft? Ich werfe einen Blick nach draußen und stelle erleichtert fest, dass nur ein Lagerfeuer für den Rauchgeruch verantwortlich ist. Anscheinend sind Lagerfeuer in Alberta im Gegensatz zu British Columbia noch erlaubt.

Auch in dieser Nacht hält mich das Rauschen des Baches wach.

Mosquito Creek Campground - North Molar Pass - Fish Lakes3. August


Entfernung
10,4 km
Dauer
3 ½ Std
Incl. breaks
4 ½ Std
Min. Höhe
1991 m
Max. Höhe
2603 m
Anstieg
612 m
Kum. Anstieg
811 m
Kum. Abstieg
626 m

 

Heute Morgen muss ich mein Zelt abbauen, denn es geht weiter zum nächsten Campingplatz. Ich bin ziemlich langsam und erst nach neun Uhr startklar. Aber es gibt ja keine Eile. Die vier Männer frühstücken noch, als ich aufbreche. Ich werde sie am Fish Lakes Campground wiedertreffen. Die fünf Jungs wollen auch dorthin.

Die Sonne scheint und es ist angenehm warm. Bald erreiche ich die Wegkreuzung zwischen Nord und Süd Molar Pass. Der lichte Wald wird von unzähligen kleinen Bächen durchzogen. Auf den wenigen verbliebenen Blüten am Wegesrand tummeln sich extrem viele Schmetterlinge. Es gibt wesentlich mehr Pilze als Blumen.

Schließlich erreiche ich die weitläufigen North Molar Almwiesen. Auch hier sieht es schon recht herbstlich aus. Keine Spur mehr von dem ausgedehnten Teppich aus leuchtend gelber Bergarnika und pinkem Fireweed, den ich vor zwei Jahren um diese Zeit bewundern durfte.

North Molar Pass Almwiesen
North Molar Pass Almwiesen

Der imposante Fang (auch Houndstooth genannt), auf dessen Rückseite ich gestern stand, dominiert die Szenerie. Er ist ein markanter 2408 Meter hoher Gipfel auf dem Grat zwischen North und South Molar Pass.

The Fang (Houndstooth)
The Fang (Houndstooth)
Vereinzelte letzte Blumen
Vereinzelte letzte Blumen

Am Mosquito Tarn, einem kleinen See inmitten der Almwiesen, folge ich dem linken Ufer und schaue mir die mögliche Route zum Pipestone Lookout an, den ich am letzten Tag erwandern möchte.

Als ich mich über die Almwiesen dem Pass nähere, füllt sich das Tal zunehmend mit Rauch, den ich bald auch riechen kann. Der Blick zurück wird dunstig, während der Himmel auf der anderen Seite des Passes ziemlich klar bleibt. Das letzte Stück zum Pass führt über einen schmalen Pfad, der sich durch das Geröll windet.

Auf der Passhöhe mache ich Mittagspause. Die Schneewechte hier oben - eigentlich ewiger Schnee - ist weitgehend abgeschmolzen und wesentlich kleiner als vor zwei Jahren.

Auf dem North Molar Pass
Auf dem North Molar Pass

Kurz vor Ende meiner Pause holt mich das Männerquartett vom Campingplatz ein und wir halten noch einen Moment zusammen Rast. John betreibt eine Youtube-Seite, auf der er die Wanderung der Vier ausführlich dokumentiert. Schon auf dem Campingplatz ist mir aufgefallen, dass er ständig die Videokamera im Anschlag hat.

Blick zurück ins Mosquito Creek Valley
Blick zurück ins Mosquito Creek Valley

Auf der anderen Seite des Passes ist die Sicht tatsächlich besser. Hoffentlich zieht der Rauch nicht hinter uns her.

Blick vom North Molar Pass
Blick vom North Molar Pass

Ich finde meinen Weg durch die Geröllfelder nach unten. Am Bach unten im Tal blühen tatsächlich noch einige Blumen.

Kurz vor dem letzten steilen Abstieg zum Upper Fish Lake habe ich einen schönen Blick auf Cataract Peak. Ich schaue mir eine mögliche Route auf Minnow Peak an, die jenseits des Baches beginnt. Dieser Berg, an dessen Fuß der Upper Fish Lake liegt, ist eine Nummer zu groß für mich, aber vielleicht könnte ich den See erreichen, der sich in einer Mulde weit unterhalb des Gipfels verbirgt.

Cataract Peak (l) und Minnow Peak (r)
Cataract Peak (l) und Minnow Peak (r)

Im Unterholz neben dem Weg entdecke ich zwei Wanderer und folge ihnen, denn sie haben den besten Aussichtspunkt auf den Upper Fish Lake gefunden.

Upper Fish Lake
Upper Fish Lake

Ich erreiche heute als erste den Fish Lakes Campground und kann mir den besten Platz aussuchen. Der Campingplatz liegt am oberen der beiden Fish Lakes und hat nur fünf Plätze. Kein Wunder, dass er immer sehr schnell ausgebucht ist. Ich stelle mein Zelt auf den einzigen Platz, der in der Mitte einen kleinen Hügel hat. Auch wenn es etwas unbequem aussieht - ich hoffe, dass im Falle eines starken Regens das Wasser dort besser abläuft als damals auf dem flachen Platz zwischen den Bäumen, wo mein Zelt überschwemmt wurde.

Fish Lakes Campground
Fish Lakes Campground

Der See und seine Umgebung sind sehr reizvoll. Bald treffen die vier Männer ein und belegen drei weitere Zeltplätze. Die Vier sind auf der Dolomite Loop unterwegs und wollen von den Fish Lakes zum Pferde-Camp in der Siffleur Wilderness weitergehen, um von dort über den Dolomite Pass und Helen Lake zum Highway zu gelangen. Obwohl es an den Devon Lakes sehr schön sein soll, haben sie dort aus Zeitgründen leider keinen Stopp eingeplant. Dabei wäre ich über Gesellschaft im dortigen inoffiziellen Camp froh gewesen.

Pünktlich zum Abendessen treffen auch die fünf Jungs ein. Sie sind ziemlich unvorbereitet und verlassen sich nur auf eine App, um die teilweise sehr schlecht markierte Molar Loop zu laufen. Wie weit es noch ist, wissen sie nicht. Zu zehnt diskutieren wir nach dem Essen die möglichen Routen von hier aus, wobei ich meine Erfahrungen von vor zwei Jahren einbringen kann. Schließlich überraschen uns die Fünf mit der Entscheidung, noch heute zum Molar Creek Campground weiter zu wandern und dort zu übernachten, bevor sie morgen wieder zum Highway aufbrechen. Gut, dass es noch lange hell ist, denn inzwischen ist es schon nach sechs Uhr.

Später am Abend kommt noch ein junges Paar mit zwei Hunden an. Hurra! Sie wollen morgen zu den Devon Lakes. So werde ich dort doch nicht mutterseelenallein kampieren. Außerdem haben sie eine aktuelle Wettervorhersage: In den nächsten zwei Tagen soll es keine Unwetter geben. Ich verbringe eine ruhige Nacht und schlafe endlich mal ein paar Stunden mehr als in den letzten beiden Nächten.

Fish Lakes - Devon Lakes4. August


Entfernung
15,3 km
Dauer
6 ½ Std
Min. Höhe
2135 m
Max. Höhe
2468 m
Anstieg
333 m
Kum. Anstieg
822 m
Kum. Abstieg
716 m

 

Nach einer erholsamen Nacht bin ich voller Vorfreude und Spannung. Das Wetter ist gut, auch wenn der Himmel in Richtung Pipestone Valley bedeckt aussieht. Nun soll mich nichts mehr davon abhalten, im zweiten Anlauf endlich die Devon Lakes zu erreichen, die noch knapp 16 Kilometer von hier entfernt sind. Ich muss dort übernachten, denn eine Tageswanderung von 32 Kilometern ist mir zu weit.

Frühmorgendlicher Vollmond am Upper Fish Lake
Frühmorgendlicher Vollmond am Upper Fish Lake

Die vier Männer sind schon vor mir aufgebrochen, denn bis zu ihrem nächsten Campingplatz sind es 20 Kilometer. Die beiden jungen Leute mit den Hunden haben einen anderen Rhythmus. Sie brechen spät auf, lassen sich unterwegs viel Zeit und kommen entsprechend spät an.

Ich packe nur ein Abendessen, ein Frühstück und zwei Lunchpakete in meinen Rucksack. Das restliche Essen lasse ich an der bärensicheren Aufhängung auf dem Fish Lakes Campground zurück, denn die übernächste Nacht werde ich wieder hier verbringen. An den Devon Lakes gibt es keinerlei Einrichtungen wie Toiletten oder gar Campingtische.

Ich mache mich auf den Weg zur Fish Lakes Cabin, einer gemütlich aussehenden Rangerhütte, etwa zehn Minuten vom Upper Fish Lake entfernt. Hier beginnt der Höhenweg zum Pipestone Pass. Am Bach hinter der Hütte muss ich einen recht schnell fließenden Nebenbach überqueren, was mir aber trockenen Fußes gelingt.

Es folgen einige steile Auf- und Abstiege durch den Wald, bevor der Pfad die offene Talflanke des Pipestone Valley erreicht. Eine ebenere Route dorthin soll am Campingplatz bei der Toilette beginnen und am Moose Lake auskommen. Bisher habe ich aber nur Leute getroffen, die davon gelesen haben, und niemanden, der diese Alternativroute auch gegangen wäre. Wahrscheinlich geht es hauptsächlich querfeldein, was im dichten Wald kein Vergnügen ist.

Mein Weg verläuft hoch am westlichen Talrand entlang zum Pipestone Pass und von dort über den Clearwater Pass ins Tal der Devon Lakes. Im Laufe des Vormittags wird es sonniger und die Luft klarer.

Höhenweg im Pipestone Valley
Höhenweg im Pipestone Valley

Bald erreiche ich den Moose Lake, einen wunderschönen See, der von schroffen Bergen umgeben ist.

Moose Lake 2202 m
Moose Lake 2202 m

Ein Stück weiter überblicke ich die endlose Weite des Pipestone Valley. Nur wenige Wanderer finden den Weg in dieses abgelegene Tal.

Das weite Pipestone Valley
Das weite Pipestone Valley

Der Weg überquert noch zahlreiche Bäche, die von den Hängen ins Tal stürzen. Meistens liegen stabile Steine im Wasser, so dass die Überquerung keine Schwierigkeiten macht. An einem der Übergänge klettere ich ein Stück stromaufwärts, bis ich eine Stelle finde, an der ich nicht durch tiefes Wasser waten muss.

Tarn am Pipestone Höhenweg
Tarn am Pipestone Höhenweg

Ich erreiche den kleinen Hügel, auf dem ich vor zwei Jahren Mittagsrast machte und dann umkehrte. Heute mache ich keine Mittagspause auf dem Aussichtshügel. Der Pipestone Pass erscheint mir dafür geeigneter, denn dort werde ich mit 10 Kilometern mehr als die Hälfte der Strecke zurückgelegt haben.

Umkehrpunkt 2021
Umkehrpunkt 2021

Von hier aus hat man bereits einen fantastischen Blick auf den Pipestone Pass. Das Pipestone Valley ist einzigartig in seiner Wildheit, Weite und gleichzeitigen Leere.

Blick auf den Pipestone Pass und Devon Mountain
Blick auf den Pipestone Pass und Devon Mountain

Eine schroffe Bergkette mit markanten Gipfeln begrenzt das Pipestone Valley im Westen.

Westseite des Pipestone Valley
Westseite des Pipestone Valley

Der Weg zum Pipestone Pass ist endlos lang und ich weiß nicht, ob er auf der rechten oder linken Seite des vor mir liegenden Berges aus dem Tal herausführt. Da entdecke ich in der Ferne zwei Wanderer, die von rechts kommen, also muss der Pass auf dieser Seite sein. Als wir uns kurz darauf begegnen, erfahre ich, dass die beiden zwei Nächte am Upper Devon Lake verbracht haben. Sie geben mir gute Tipps für den weiteren Weg.

Aufstieg zum Pipestone Pass
Aufstieg zum Pipestone Pass

Das rote Gestein am Pipestone Pass bildet einen markanten Kontrast zu dem weißgrauen Gestein, das ins Tal führt und in das sich der Oberlauf des Pipestone River tief eingegraben hat.

Blick auf den Pipestone Pass
Blick auf den Pipestone Pass
Ursprünge des Pipestone River
Ursprünge des Pipestone River

Blick nach Westen kurz vor Erreichen des Pipestone Pass
Blick nach Westen kurz vor Erreichen des Pipestone Pass

Ich passiere ein Schild, das die Kreuzung des Höhenwegs mit dem am Fluss verlaufenden Pipestone River Trail markiert. Das Tal ist seit einigen Jahren als Lebensraum für Grizzlybären geschützt und der Weg am Fluss für Wanderer gesperrt. Ein letzter Anstieg trennt mich von der Passhöhe.

Der Pipestone Pass ist spektakulär: rotes Gestein, gelbe Arnika und Ausblicke in die Weite zu beiden Seiten des Passes.

Auf dem Pipestone Pass
Auf dem Pipestone Pass

Auf der Passhöhe treffe ich John, Kevin, Barry und Jim, die gerade ihre Mittagspause beendet haben. Wir plaudern noch ein wenig und fotografieren uns gegenseitig. Endlich mache auch ich Pause und esse meinen Mittagssnack, während die Vier ins Tal absteigen.

Blick nach Norden vom Pipestone Pass
Blick nach Norden vom Pipestone Pass

Kurz bevor ich den anderen ins Tal folge, will ich noch ein Foto machen, als meine Kamera plötzlich streikt. Das Objektiv fährt noch aus, dann bewegt sich nichts mehr. Auch das Aus- und Einschalten der Kamera hilft nicht. Das darf doch nicht wahr sein, jetzt wird es keine Bilder von den Devon Lakes geben! Einer glücklichen Eingebung folgend nehme ich die Batterie kurz heraus und siehe da, danach ist alles wieder in Ordnung.

Hinter dem Pass geht es über Geröllfelder und dann durch ein Gebiet mit dichtem Buschwerk und niedrigen Bäumen. Wie mich das Paar auf der anderen Seite des Passes vorgewarnt hat, sehe ich die frischen Spuren eines Grizzlybären, der auf der Suche nach Erdhörnchen und Murmeltieren rechts und links des Weges die Erde aufgewühlt hat. Obwohl er wahrscheinlich längst über alle Berge ist, mache ich mit Rufen und Singen viel Lärm.

Bald geht es wieder bergauf, denn ein weiterer Pass trennt mich von meinem Ziel. Kurz vor dem Clearwater Pass folge ich einem GPS-Track aus dem Internet, der den Weg ins Clearwater Valley abkürzen soll. Leider verliert sich der kleine Trail, der über die Flanke des Devon Mountain führt, sehr schnell. Also kehre ich auf den Hauptweg zurück, überquere den Clearwater Pass und erreiche die Abzweigung ins Siffleur Valley.

Clearwater Pass
Clearwater Pass

Die vier Männer, längst außer Sicht, sind an dieser Weggabelung links ins Tal abgebogen. Ich halte mich rechts, umrunde Devon Mountain und gelange schlussendlich ins Tal der Devon Lakes, das Clearwater Valley.

Das Licht ist fantastisch, vor allem seit ich Devon Mountain umrundet habe und nach Osten schaue. Raue, zerklüftete Bergwelt, wohin das Auge auch blickt.

Zunächst geht es oberhalb eines großen Teiches entlang, der von einem Feuchtgebiet umgeben ist.

Unterwegs zum Upper Devon Lake
Unterwegs zum Upper Devon Lake

Dann taucht unvermittelt der Upper Devon Lake auf. Er ist der erste und größere der beiden Seen, die recht weit auseinander und auf unterschiedlicher Höhe liegen.

Upper Devon Lake Panorama
Upper Devon Lake Panorama

Die meisten Wanderer übernachten am Upper Devon Lake, obwohl der Lower Devon Lake noch besser zum Campen geeignet sein soll, weil er auf niedrigerer Höhe in einem lichten Baumbestand und damit geschützter liegt. Da ich für heute genug gelaufen bin, freue ich mich, als ich den großen Felsblock mit einem von Menschenhand angebrachten langen Ast vor mir entdecke, der das informelle Camp am Upper Devon Lake ankündigt. Wie ich im Internet gelesen habe, soll der Ast für eine sichere Aufhängung der Essensvorräte dienen.

Ein Trampelpfad führt zu einem kleinen offenen Platz im niedrigen Gestrüpp oberhalb des Sees. Dort gibt es eine Feuerstelle und zwei aus Steinen aufgeschichtete Schutzwälle gegen den Wind. Rundherum wachsen ein paar niedrige Bäumchen, die weit auseinander stehen. Keiner davon ist geeignet, die Essensvorräte sicher zu deponieren. In der Nähe des Camps stehen fünf solcher Bäume zu einem Dickicht zusammen und geben einen guten Windschutz zum Kochen ab. Im Laufe der Zeit haben die Wanderer dort eine Menge flacher Steine zusammengetragen, die als Sitzgelegenheiten und kleine Tische dienen.

Ich schlage mein Zelt im Schutze einer der Steinmauern auf, aber der stetig wehende Wind lässt die Planen trotzdem flattern. Nun, solange es nicht stürmt, wird es schon gehen.

Während ich esse, trudeln Helen und Dayton vom Fish Lakes Campground mit ihren beiden Hunden Nala und Nanu ein. Sie bauen ihr leuchtend orangefarbenes Zelt ein Stück unterhalb von meinem auf. Dayton schichtet eine weitere Steinmauer auf, um das Zelt vor dem Wind zu schützen.

Willkommene Zeltnachbarn in der einsamen Wildnis
Willkommene Zeltnachbarn in der einsamen Wildnis

Als sich die beiden mit den Hunden in der inzwischen von mir freigemachten Kochecke hinter dem Wall aus Bäumchen ausbreiten, bewundere ich das perfekte Betragen der Hunde. In der doch erheblichen Enge der Kochnische wird weder ein Topf umgestoßen noch in einen Teller getreten. Nanu ist ein Akita und mir gegenüber zunächst sehr wachsam. Nala, eine etwas kleinere Mischlingshündin, ist von Anfang an sehr freundlich.

Ich spaziere am Seeufer entlang und genieße die Abendstimmung. Aber der Spaziergang dauert nicht lange, denn bis zum Lower Devon Lake ist es für heute zu weit.

Abendstimmung am Devon Lake
Abendstimmung am Devon Lake

Da mir der Fels mit dem langen Ast zu weit weg ist und das Aufhängen eine umständliche Kletterpartie auf dem Felsblock erfordern würde, verstaue ich meinen Essensbeutel notdürftig zwischen den Ästen der Küchenbäumchen. Für eine Nacht wird es gehen, und der Beutel sollte dort zumindest vor Mäusen und Erdhörnchen geschützt sein. Dayton und Helen haben für das Hundefutter bärensichere Kanister dabei, die sie etwas abseits vom Camp unter einem Steinhaufen verstecken. Grizzlys erwarten wir aufgrund der Hunde eigentlich nicht.

Später am Abend zieht eine Monsterwolke auf. Der Wind wird stärker und das Zelt fängt wild an zu flattern. Auch Dayton und Helen schauen etwas besorgt zum Himmel. Keines unserer Zelte ist für alpines Campen in solch offenem Gelände geeignet.

Ein aufziehendes Gewitter
Ein aufziehendes Gewitter

Zum Glück zieht das Unwetter an uns vorbei. Es regnet nicht und die aufgezogenen Wolken versprechen eine wärmere Nacht. Irgendwann lässt der Wind nach und es wird still. Beruhigt kann ich einschlafen.

Devon Lakes - Fish Lakes5. August


Entfernung
15,3 km
Dauer
6 ½ Std
Min. Höhe
2135 m
Max. Höhe
2468 m
Abstieg
333 m
Kum. Anstieg
716 m
Kum. Abstieg
822 m

 

Am nächsten Morgen stehe ich früh auf. Der Himmel ist wieder klar, die Wolken vom Vorabend haben sich vollständig verzogen.

Morgenrot im Clearwater Valley
Morgenrot im Clearwater Valley

Ein Reh streicht um die Zelte. Erstaunlicherweise geben die Hunde im Nachbarzelt keinen Mucks von sich. Das Reh interessiert sich auch für unsere Küchenecke, aus der ich es vertreibe, weil es mit Leichtigkeit an die in den Bäumen hängenden Essensbeutel herankäme. Zum Glück hat es sich nicht schon in der Nacht bedient.

Dafür haben andere ungebetene Übernachtungsgäste die Korkgriffe meiner Wanderstöcke angeknabbert. Ich lagere die Stöcke immer zwischen der auf dem Boden liegenden Schutzplane und dem Zeltboden, so dass die Griffe unter meinen Beinen liegen. Der Gedanke, dass Mäuse bis dorthin vorgedrungen sind, ist nicht angenehm. Wenigstens sind die Handschlaufen intakt und die Stöcke noch zu gebrauchen.

Mäuse in der Nacht…
Mäuse in der Nacht…

Schließlich lassen Helen und Dayton die beiden Hunde aus dem Zelt und das Reh zieht sich in sichere Entfernung zurück. Als sie selbst aus dem Zelt kommen, nehmen sie die Hunde sicherheitshalber an die Leine. Beim Frühstück entspinnt sich ein interessantes Gespräch. Helen stammt aus dem Elsass und wir schwärmen von Essen und Wein. Die beiden werden noch eine weitere Nacht an den Devon Lakes verbringen.

Es ist schon 10 Uhr, als ich mich endlich auf den Weg mache. Gerne wäre ich noch länger geblieben, um auch den Lower Devon Lake zu besuchen. Andererseits muss ich zugeben, dass ich froh bin, dieses alpine Camping-Abenteuer bei gutem Wetter überstanden zu haben.

Die Luft ist heute glasklar und ich mache unzählige weitere Fotos.

Rückweg zum Clearwater Pass
Rückweg zum Clearwater Pass
Clearwater Pass
Clearwater Pass
Blick ins Siffleur Valley
Blick ins Siffleur Valley
Wiederaufstieg zum Pipestone Pass
Wiederaufstieg zum Pipestone Pass
Pipestone Pass
Pipestone Pass
Auf dem Pipestone Pass
Auf dem Pipestone Pass
Roter Gipfel am Pass
Roter Gipfel am Pass
Zurück über den Pipestone Höhenweg
Zurück über den Pipestone Höhenweg

Bis kurz vor dem Moose Lake begegnet mir keine Menschenseele. Dort kommt mir ein Paar entgegen, das wie die vier Männer auf der Dolomite Loop unterwegs ist. Der Zeitpunkt der Begegnung ist glücklich, denn ich bin gerade vom markierten Weg abgekommen und die Wanderer zeigen mir, wo es lang geht.

Als ich endlich an der Ranger Cabin ankomme, bin ich ziemlich müde. Unterwegs habe ich auf längere Pausen verzichtet, denn der Himmel hat sich zugezogen und irgendwann wird es regnen. Vor allem das viele Auf und Ab durch den Wald am Ende hat mich erschöpft. Jetzt nehme ich mir die Zeit, Wasser aus dem Bach zu filtern, denn meine Flasche ist leer und ich habe Durst.

Nach einem kurzen Endspurt erreiche ich den Campingplatz. Mein alter Platz ist wieder frei und ich baue schnell mein Zelt auf. Der Campingplatz ist voll besetzt: eine 73jährige mit ihrer Enkelin aus Salmon Arm, zwei sehr redselige junge Frauen, die man von überall her hören kann, ein ehrgeiziges junges Paar, das morgen die 32 km zu den Devon Lakes und zurück an einem Tag schaffen will und ein weiteres Paar, mit dem ich nicht weiter ins Gespräch komme.

Als alle fertig gegessen und einige schon im Zelt Schutz gesucht haben, fängt es tatsächlich an zu regnen. In der Nacht gibt es ein kurzes Gewitter mit lautem Donnerecho und einem heftigen Einschlag ganz in der Nähe. Jetzt bin ich nicht mehr traurig, dass ich diese Nacht nicht am Upper Devon Lake verbringe...

Fish Lakes - North Molar Pass - Mosquito Creek Campground6. August


Entfernung
10,4 km
Dauer
3 ½ Std
Incl. breaks
4 ½ Std
Min. Höhe
1991 m
Max. Höhe
2603 m
Abstieg
612 m
Kum. Anstieg
626 m
Kum. Abstieg
811 m

 

Ich lasse mir an diesem Morgen viel Zeit, denn es sind nur vier Stunden bis zum Mosquito Creek Campground. Ich unterhalte mich lange mit der anderen Seniorin über die Freuden des Campens im Alter.

Sonnenaufgang am Upper Fish Lake
Sonnenaufgang am Upper Fish Lake
Upper Fish Lake
Upper Fish Lake

Von den Fish Lakes steige ich den steilen Pfad hinauf und aus dem Wald heraus. Höher und höher geht es auf dem Weg zum North Molar Pass.

Unterwegs zum North Molar Pass
Unterwegs zum North Molar Pass

Bald werfe ich einen ersten Blick auf den Pass, der sich direkt rechts von der Schneewechte befindet, die allerdings aus der Ferne kaum zu erkennen ist. Auf der Ostseite des Passes erhebt sich Molarstone Mountain.

Blick auf North Molar Pass
Blick auf North Molar Pass

Schließlich erreiche ich den North Molar Pass. Von der anderen Seite kommt ein Paar mit einem Husky den Berg hinauf. Gemeinsam machen wir auf der Passhöhe Mittagspause.

Zurück auf dem North Molar Pass 2603 m
Zurück auf dem North Molar Pass 2603 m

Der Husky und sein Herrchen klettern auf die Schneewechte hinunter. Sie scheint sehr stabil zu sein und der Husky genießt die Abkühlung im Schnee.

Der Himmel zieht sich nun ernsthaft zu, es sieht nach einem frühen Gewitter aus. Auch Rauch liegt wieder in der Luft, wenn auch nur schwach. Wir beginnen mit dem Abstieg ins Tal, so dass wir spätestens um 14 Uhr den ungeschützten alpinen Bereich verlassen werden. Auf den North Molar Almwiesen kommt uns eine Gruppe entgegen, die trotz des drohenden Gewitters den Fang besteigen will. Der Gruppenleiter glaubt zu wissen, was er tut, schließlich hat er eine App mit der Wegbeschreibung. Ich wünsche ihnen viel Glück.

Am Mosquito Tarn schaue ich mir noch einmal die mögliche Route zum Pipestone Lookout an. Allerdings habe ich Zweifel, ob ich morgen wirklich noch eine anstrengende Wanderung machen möchte. Meine Füße sind müde und ich sehne mich nach meinem weichen Bett zu Hause. Darüber werde ich morgen entscheiden, je nach Wetter und Stimmung.

Auf dem letzten Stück zum Campingplatz fängt es an zu regnen. Ich packe meinen Rucksack in seine Hülle, ziehe aber selbst keine Regenkleidung an. Stattdessen warte ich einige Minuten zwischen den Bäumen, bis der Regen nachlässt. Diesmal finde ich einen Platz im hinteren Teil des Zeltplatzes. Ich baue das Zelt so schnell wie möglich auf, denn der Regen ist für heute sicher noch nicht vorbei. Eine junge Frau mit einem schwarzen Labrador und ein Ehepaar mit einem Kleinkind sind meine Nachbarn.

Ich esse schnell, bevor ein kurzes Gewitter niedergeht. Am Abend ist es wieder trocken und ich unterhalte mich lange mit Michelle, die den einjährigen, für sein Alter sehr ausgeglichenen Labrador in einem Programm zur Ausbildung als Blindenhund betreut. Wie ich ist sie allein unterwegs. Die kleine Clara von nebenan weint viel. Ihre Eltern haben alle Hände voll zu tun, sie bei Laune zu halten. Da mein Zelt weiter weg vom Bach steht, schlafe ich nachts besser. Nur Clara meldet sich ab und zu, aber das stört nicht weiter.

Mosquito Creek Campground - Wanderparkplatz - Heimfahrt7. August


Entfernung
5,0 km
Dauer
1 ¼ Std
Min. Höhe
1868 m
Max. Höhe
2014 m
Abstieg
146 m
Kum. Anstieg
153 m
Kum. Abstieg
290 m

 

Über Nacht ist noch mehr Rauch ins Mosquito Creek Valley gezogen. Die Wettervorhersage ist ähnlich wie gestern: morgens schön und ab dem frühen Nachmittag Regen oder Gewitter. Ich beschließe, noch heute den Rückweg anzutreten und verabschiede mich von Michelle und ihrem Hund. Kurz vor dem Wanderparkplatz hole ich die junge Familie ein, die ein paar Minuten vor mir losgelaufen ist. Sie haben ihr erstes Campingerlebnis mit Kleinkind erfolgreich hinter sich gebracht und wichtige Erkenntnisse für zukünftige Abenteuer dieser Art gewonnen.

Für die Rückfahrt nehme ich die südliche Route über Golden und Kamloops. Unterwegs wird der Rauch immer dichter, am schlimmsten ist es im Glacier Nationalpark und in Sicamous. Trotz des Feiertages ist der Verkehr erträglich, längere Staus gibt es nicht. Bei Kamloops klart die Luft auf und wird für den Rest der Fahrt immer besser.

Angesichts der vielen Waldbrände und des Rauchs hatte ich wieder einmal großes Glück und durfte eine weitere erfolgreiche Wanderung genießen. Es ist ein erhebendes Gefühl, das alpine Campen an den Devon Lakes gewagt zu haben und mit idealen Bedingungen in dieser abgelegenen und einzigartigen Gegend belohnt worden zu sein.