The Skyline

Juli/August 2017


Über Jasper und Maligne Lake zum Evelyn Creek Campground30. Juli

Im Juli 2014 hatte ich mit Freunden aus meinem Wanderverein schon einmal versucht, den Skyline Trail im Jasper National Park zu wandern. Es ist eine der schönsten Rucksacktouren in den kanadischen Rocky Mountains. Mehr als die Hälfte der Strecke liegt oberhalb der Baumgrenze und ihr Glanzpunkt, die Skyline, ist ein 4,5 Kilometer langer und fast 2500 Meter hoher Kamm, der fantastische 360-Grad-Ausblicke auf die umliegende Bergwelt bietet. Leider mussten wir damals die Wanderung am Curator Campground, der weit unterhalb dieses schönsten Abschnitts liegt, wegen starken Schneefalls abbrechen. Anfang dieses Jahres ist es mir gelungen, die begehrten Campingplätze an der Wanderstrecke noch einmal zu reservieren, so dass ich in diesem Sommer einen neuen Versuch starten kann.

Zurzeit gibt es im Westen Kanadas sehr viele Waldbrände und dicker Rauch hängt in der Luft. Auf meiner Fahrt nach Jasper hält er sich zum Glück in Grenzen. Ich erreiche den Ort um die Mittagszeit. An der Abzweigung zur Maligne Lake Road halte ich an, um noch einmal kurz zu Hause anzurufen, bevor ich für den Rest der Tour den Empfang verliere. Je weiter ich in das Tal des Maligne Lake hineinfahre, desto mehr Rauch liegt in der Luft. Am See selbst ist er so dicht, dass man die berühmte Aussicht kaum noch erahnen kann. Trotzdem sind wie immer viele Besucher da.


Für die Wanderer des Skyline Trail ist ein Bereich ganz am Ende des weitläufigen Maligne Lake Parkplatzes reserviert. Eigentlich ist der Skyline Trail eine 45 Kilometer lange Einwegtour, die hier beginnt und am 40 km entfernten, ebenfalls an der Maligne Lake Road liegenden Signal Mountain Parkplatz herauskommt. Ich hingegen werde meine Wanderung am Maligne Lake beginnen und auch beenden und dabei gut 70 Kilometer zurücklegen. So habe ich keine Transportprobleme und vermeide außerdem etwa 8,5 Kilometer langweilige Forststraße am anderen Ende.


Entfernung
5 km
Dauer
1 ½ Std
Min. Höhe
1681 m
Max. Höhe
1804 m
Anstieg
123 m

 

Ich packe ein paar letzte Sachen in meinen Rucksack und mache mich auf den Weg. Mein Ziel für heute ist der gut fünf Kilometer entfernte Evelyn Creek Campground.

Der gut ausgebaute Weg führt leicht, aber stetig bergauf durch einen Kiefernwald. Immer wieder treffe ich auf andere Wanderer, die von ihren Tagesausflügen zurückkehren. Nach etwa einer halben Stunde komme ich am Lorraine Lake vorbei und erreiche wenig später den Mona Lake. Nachdem der Weg das südwestliche Ufer des kleinen Sees umrundet hat, verschwindet er wieder zwischen den Bäumen. Hier im Wald und in größerer Höhe nehme ich den Rauch kaum noch wahr.

Evelyn Creek Campground
Evelyn Creek Campground

An der Kreuzung mit dem Bald Hills Trail halte ich mich rechts und gelange unvermittelt zur Brücke über den Evelyn Creek. Direkt auf der anderen Seite des Baches befindet sich der Campingplatz. Der Evelyn Creek Campground liegt auf einer dicht bewaldeten Anhöhe und hat vier Zeltplätze, zwei Picknicktische und einen bärensicheren Hängebalken für die Essensvorräte.

Nachdem ich mein Mückenhemd übergezogen habe, baue ich das Zelt auf und bereite mein Abendessen zu. Ein weiterer Zeltplatz ist belegt, von einer Familie mit zwei Kindern, die Evelyn Creek als Basisstation für kindgerechte Tageswanderungen gewählt hat.

 

Ich verbringe eine ruhige und rauchfreie Nacht.


Evelyn Creek - Little Shovel und Big Shovel Pass - Curator31. Juli


Entfernung
17,2 km
Dauer
6 Std
Min. Höhe
1818 m
Max. Höhe
2337 m
Anstieg
519 m

 

Als ich am Morgen aus dem Zelt schaue, sieht der Himmel freundlich aus. Ich frühstücke und packe schnell zusammen. Heute steht eine über 17 Kilometer lange Etappe mit zwei Passüberquerungen auf dem Programm.

Von Evelyn Creek aus geht es in Serpentinen steil hinauf in die Ausläufer der Maligne Range. Noch gibt es keine Aussicht, aber bald lichtet sich der Wald. Auf einer Höhe von gut 2000 Metern öffnen sich die ersten Ausblicke auf die umliegenden Berge.

Maligne Range: Trowel Peak 2640 m
Maligne Range: Trowel Peak 2640 m

Weiter unten im bewaldeten Tal höre ich einen Bach rauschen und kurz darauf erreiche ich den Little Shovel Campground, wo ich 2014 mit der Wandergruppe erste Station machte. Wie Evelyn Creek liegt auch dieser Platz inmitten der Bäume.

Ein Stück hinter dem Campingplatz öffnet sich der Wald zu einer offeneren Landschaft. Ich befinde mich nun auf einer Höhe von etwa 2140 Metern.



Eine halbe Stunde später erreiche ich den 2240 Meter hohen Little Shovel Pass. Er wird eingerahmt von den Bergen Trowel Peak und Sunset Peak. Hier lasse ich die Baumgrenze hinter mir. Rechts wachsen Heidekraut und Krummholz, links gibt es nur noch Geröll. Zahlreiche Murmeltierfamilien haben hier ihre Bauten. Die Tiere sind offensichtlich an Menschen gewöhnt und überhaupt nicht scheu.

Von der Aussicht her ist der Little Shovel Pass nicht besonders spektakulär. Im Jahr 2014 kletterten wir vom Pass auf den Geröllhang des Trowel Peak und hatten von dort aus einen wunderbaren Blick auf die Berge ringsum und die Snowbowl, ein weites alpines Becken mit Almen voller Wildblumen.

2014: Little Shovel Pass
2014: Little Shovel Pass

Vom Pass führt der Weg hinunter in die wildblumenreiche Snowbowl.


Der Pfad wird steinig und steigt in einen Graben hinab, den der schnell fließende Snowbowl Creek geformt hat. Seine schroffen Hänge und die von Wildblumen gesäumten Seitenbäche sind faszinierend. Auf einigen Felsbrocken überquere ich den Hauptbach.

Graben des Snowbowl Creek
Graben des Snowbowl Creek

Fünf Minuten weiter liegt der Snowbowl Campground auf 2050 Metern Höhe. Hier werde ich auf dem Rückweg übernachten.

Snowbowl Meadows
Snowbowl Meadows

An den Ufern eines munteren kleinen Baches blühen die Wildblumen besonders üppig.

Der Weg führt weiter in nordwestlicher Richtung an den Hängen der Maligne Range entlang. Brücken überqueren den Lauf des Jefferey Creek.

Der Aufstieg zum Big Shovel Pass ist gemächlich. Der Curator Mountain dominiert das Bild.

Zum Big Shovel Pass
Zum Big Shovel Pass
Big Shovel Pass
Big Shovel Pass

Bei den Höhenangaben stimmen Wanderführer, GPS und die Schilder meist nicht überein. Mein GPS gibt den Pass mit 2314 Metern an, der Wanderführer behauptet 2320 Meter. Man darf es sich aussuchen.

 

Auch die andere Seite des Passes ist nicht sehr steil, doch im Gegensatz zum Little Shovel Pass hat man hier definitiv das Gefühl, auf einem Pass zu sein. Die Sicht ist weit und die Gegend gleicht einer Mondlandschaft. Der Seitenweg ins Watchtower Basin ist gut zu erkennen. Watchtower ist der Name eines markanten Berges, der jenseits des Sattels liegt.

Aussicht vom Big Shovel Pass
Aussicht vom Big Shovel Pass
Watchtower Junction
Watchtower Junction

Ich erreiche die Abzweigung zum Watchtower Basin. Hinter dem Sattel und dreihundert Höhenmeter weiter unten im Tal befindet sich der Watchtower Campground. Früher konnte man hier bei schlechtem Wetter den Skyline Trail vorzeitig verlassen. Man kam an der Maligne Lake Road, nahe beim Medicine Lake heraus. Hinter dem Watchtower Campground wird der Trail jedoch seit einigen Jahren nicht mehr instand gehalten, so dass er heute wohl nicht mehr zu begehen ist.

 

Der Hauptweg verläuft durch die vegetationslosen Hänge jenseits des Big Shovel Passes. Von hier aus habe ich einen guten Blick auf den sogenannten Notch, einen schmalen 2510 Meter hohen Pass. Er ist der Einstieg zu dem dort oben beginnenden 4,5 km langen Kamm, der eigentlichen Skyline.

Erster Blick auf den Notch
Erster Blick auf den Notch

Für heute wende ich mich aber nach links, hinunter zum Curator Campground. Es ist ein steiler Abstieg von 120 Metern, den ich am nächsten Tag wieder hinaufsteigen muss, um die Wanderung fortzusetzen. Der Weg führt nicht nur zum Campingplatz, sondern auch zur Shovel Pass Lodge, einer Berghütte für Wanderer, die etwas mehr Komfort bevorzugen. Außerdem ist es die einzige noch existierende Notfallroute für den Fall, dass man die Wanderung wegen eines Wettereinbruchs abbrechen muss. Sie kommt nach 16 Kilometern am Icefield Parkway heraus, genauer gesagt am Wabasso Lake Trailhead.


Der Curator Campingplatz liegt an einem malerischen kleinen Pond. Ich finde einen besonders reizvollen Platz am Rand einer Wollgraswiese mit Blick auf den Pond und einen Wasserfall. Es ist noch früh und die Sonne scheint: eine gute Gelegenheit, meine T-Shirts auszuwaschen und auf die Leine zu hängen.

Der Campingplatz ist voll belegt und später kommen sogar noch Wanderer, die ihr Zelt irgendwo im Gebüsch aufschlagen. Ich verbringe einen gemütlichen Nachmittag und Abend im warmen Sonnenschein.


Curator - The Notch - Tekarra1. August


Entfernung
12,5 km
Dauer
4 ½ Std
Min. Höhe
2062 m
Max. Höhe
2537 m
Anstieg
475 m

 

Der Himmel verspricht einen regenfreien Tag. Vielleicht habe ich diesmal Glück bei der Überquerung des Notch, der beim ersten Versuch 2014 unter schneeverhangenem Himmel nicht einmal zu sehen war.

Ich steige den Kilometer vom Campingplatz zum Hauptweg hinauf. Am Notch wabern einige Wolken, doch die Sicht auf die Schneewechte ist frei. Der schmale Pass wird vom Notch Peak (links) und dem South Amber Mountain (rechts) eingerahmt. Ein enger Pfad führt am Curator Lake vorbei durchs Geröll und sieht von hier unten unglaublich steil aus.


Zwei andere Wanderer sind deutlich früher gestartet und bereits oben auf dem Grat angekommen.


Auf halber Höhe hat man einen schönen Blick zurück ins Tal und auf den Curator Lake.

Blick zurück auf den Curator Lake
Blick zurück auf den Curator Lake

Meine Zeltnachbarn vom Curator Campground, ein Paar aus Calgary, sind kurz vor mir aufgebrochen und klettern ein Stück voraus durch die Felsen. Der Weg ist wirklich extrem steil und das Geröll rutschig. Der Wiederabstieg in zwei Tagen wird noch schwieriger werden.

Aufstieg zum Notch
Aufstieg zum Notch

Geschafft! Der Notch ist durch eine Steinpyramide und ein Schild markiert, dessen Pfosten durch die winterlichen Schneemassen schief steht. Ich habe meine Zeltnachbarn auf dem Grat eingeholt und wir fotografieren uns gegenseitig. Im Moment sind wir die einzigen auf dem Gipfel.

 

Völlig überraschend surrt das Handy der Nachbarn mit einer eingehenden SMS. Anscheinend sind wir hoch genug und in ausreichender Nähe zum Ort Jasper, dass es hier ein Telefonsignal gibt. Während die beiden anderen schon aufbrechen, schalte ich mein eigenes Handy ein und rufe zu Hause an. Schlagartig zieht Nebel auf. Innerhalb weniger Minuten ist jede Fernsicht verschwunden. Selbst der Pfad ist durch die weißen Schwaden kaum noch zu erkennen. Schnell beende ich mein Gespräch und eile den Nachbarn hinterher. Es ist mir unheimlich, im Nebel allein unterwegs zu sein.

Die Skyline im Nebel
Die Skyline im Nebel

Zu dritt wandern wir den schönsten Teil der Skyline entlang - nur leider ohne jede Sicht. Während sich meine Mitwanderer damit abfinden, dass sie von der berühmten Aussicht dieser Tour nichts zu sehen bekommen, tröste ich mich damit, dass ich auf dem Rückweg bei hoffentlich besserem Wetter noch eine weitere Chance habe.

Während wir vom Kamm ins Tal absteigen, wird es langsam heller. Von Fernsicht kann aber immer noch keine Rede sein. Immerhin laden ein Murmeltier und ein Grouse zum Fotografieren ein.

Das Paar aus Calgary geht nun in schnellem Tempo weiter, weil sie heute noch das andere Ende des Trails erreichen müssen. Ich lasse mir Zeit und bleibe zurück, denn bei den besseren Sichtverhältnissen macht es mir nichts aus, alleine zu wandern. Wir drei werden wohl die letzten gewesen sein, die am frühen Morgen zum Notch hinaufgeklettert sind. Die übrigen Wanderer tun gut daran, auf bessere Bedingungen zu warten.

In vielen Serpentinen geht es zum Centre Lake hinunter. Auf einigen Felsbrocken balancierend, überquere ich den Bach, der aus dem See fließt. Ich begegne einer Gruppe von drei Frauen, die in die andere Richtung unterwegs sind. Ich wünsche ihnen das Glück, dass das Wetter auf dem Grat umgehend aufklart.

Bald erreiche ich den Tekarra Campground, mein Ziel für heute. Er liegt gegenüber von Mount Tekarra, nach dem er auch benannt ist. Hier werde ich zwei Nächte verbringen, so dass ich am nächsten Tag das Zelt stehen lassen und einen Ausflug mit kleinem Gepäck machen kann.

Ich erfahre von den anderen Wanderern, die lange nach mir eintreffen, dass sich im Laufe des Tages die Verhältnisse oben auf der Skyline noch verschlechtert haben und auch Niederschlag gefallen ist. Den Rest des Nachmittags und Abends beobachten wir, wie Nebel und Wolken langsam aufsteigen und ein bisschen von der wunderschönen Bergwelt ringsum freigeben.

Tekarra - The Notch - Tekarra2. August


Entfernung
18,6 km
Dauer
6 Std
Min. Höhe
2062 m
Max. Höhe
2537 m
Anstieg
475 m
Abstieg
475 m

 

In der Nacht wird es empfindlich kalt, denn - das ist die gute Nachricht - es hat aufgeklart. Von Nebel, Wolken oder gar Rauch ist am Morgen nichts mehr zu sehen.

Ein klarer Morgen
Ein klarer Morgen

Eigentlich wollte ich heute die nächste Station des Skyline Trails, den Signal Mountain, als Tagesausflug besuchen. Doch angesichts der fantastischen Wetterbedingungen habe ich mich anders entschieden: Ich werde noch einmal über das Herzstück des Trails zum Notch und zurück wandern. Diese Strecke ist zwar auch mein Rückweg für den nächsten Tag, aber wer weiß, welche Bedingungen ich morgen dort vorfinden werde.

Nur mit einem Tagesrucksack beladen wandere ich im Tal des Mount Tekarra bergauf. Der Berg ist der markanteste weit und breit und auch auf der Fahrt zur Stadt Jasper schon von weitem zu sehen.

Mount Tekarra
Mount Tekarra

Der See am Fuße von Mount Tekarra hat erstaunlicherweise keinen Namen. Es ist nicht, wie man annehmen könnte, der Tekarra Lake, denn dieser liegt auf der anderen, westlichen Flanke des Berges.

Mount Tekarra und unbenannter See
Mount Tekarra und unbenannter See

Der Weg verläuft zwischen den Ausläufern von Mount Tekarra und Centre Mountain und dann in Serpentinen zurück zum Amber Mountain und auf den Kamm der Skyline. Ich bin ziemlich außer Atem als ich oben ankomme, aber heute werde ich mit der erhofften phänomenalen Aussicht belohnt.

Panorama mit Mt. Edith Cavell
Panorama mit Mt. Edith Cavell
Mount Edith Cavell
Mount Edith Cavell

Die Sicht ist so klar, dass selbst Mount Robson im Nordwesten deutlich zu erkennen ist. In seiner Nähe, auf dem Berg Lake Trail, habe ich letztes Jahr meine allererste Solowanderung gemacht.

Mt. Robson
Mt. Robson
Amber Mountain 2565 m
Amber Mountain 2565 m

Heute begegne ich vielen anderen Wanderern. Auch Trail Runner sind unterwegs, die die 45 Kilometer am Stück joggen und - da sie nicht übernachten - mit winzigen Hüfttaschen unterwegs sind. Mein Rucksack ist der übliche große, denn ich nehme keinen zweiten extra für Tagewanderungen mit. Aber er ist fast leer und deshalb leicht.

Am Amber Mountain erreicht der Skyline Trail mit 2530 Metern seinen höchsten Punkt. Ausgetretene Pfade führen zum Gipfel, der vom Trail aus sehr leicht zu erreichen ist.

Skyline Trail in Richtung Südost
Skyline Trail in Richtung Südost
Watchtower 2791 m
Watchtower 2791 m
Watchtower Basin im Osten
Watchtower Basin im Osten

Nicht weit vom Notch lagert eine Herde Bighorn-Schafe.


Nur ein Rest von hartnäckigem Schnee trennt mich noch vom Notch.

Schneereste auf dem Pfad
Schneereste auf dem Pfad

Dann bin ich am heutigen Zielpunkt angelangt.

Gipfel Cairn am Notch
Gipfel Cairn am Notch

Die Aussicht auf den Curator Lake ist bei Sonnenschein um ein Vielfaches schöner als gestern bei grauem und bewölktem Himmel.

Curator Lake und das Maligne Tal im Süden
Curator Lake und das Maligne Tal im Süden

Ich kann mich gar nicht satt sehen an dem Panorama. Es ist einfach überwältigend.

Athabasca River Tal und Mount Edith Cavell im Westen
Athabasca River Tal und Mount Edith Cavell im Westen

Wieder nutze ich das Telefonsignal auf dem Notch und verleihe meiner Begeisterung auch zu Hause überschwänglich Ausdruck. Irgendwann reiße ich mich von diesem magisch schönen Ort los und wandere über den Kamm zurück in Richtung des Tekarra Campground. Ich genieße die Aussicht aus der neuen Perspektive genauso wie auf dem Hinweg.

Zurück auf dem Skyline Trail in Richtung Nordwest
Zurück auf dem Skyline Trail in Richtung Nordwest
South Amber Mountain und Watchtower
South Amber Mountain und Watchtower
Watchtower Close-Up
Watchtower Close-Up
Mount Tekarra
Mount Tekarra

Auch die Murmeltiere fühlen sich bei strahlender Sonne wohl.

Hoary Marmot
Hoary Marmot

Zum Campingplatz weiter unten zwischen den Bäumen ist es von hier nicht mehr weit.

Hinunter zum Tekarra Campground
Hinunter zum Tekarra Campground

Ein traumhafter Tag geht zu Ende. Im dritten Anlauf ist es mir endlich vergönnt gewesen, den Kamm des Skyline Trails bei besten Bedingungen und in aller Ausführlichkeit zu erleben.

Tekarra - The Notch - Big Shovel Pass - Snowbowl3. August


Entfernung
19,4 km
Dauer
7 Std
Min. Höhe
2058 m
Max. Höhe
2537 m
Differenz
479 m

 

Am nächsten Morgen ist das Wetter immer noch schön. Wegen der berühmt-berüchtigten Wettereinbrüche auf dem Notch bereue ich es nicht, auf Nummer Sicher gegangen zu sein und heute zum dritten Mal über das Herzstück des Skyline Trails zu wandern.

Auf bereits bekanntem Weg geht es zurück auf den Kamm. Die Fernsicht ist nicht ganz so klar wie gestern, am Horizont sind Wolkenschleier oder feiner Rauch zu erkennen. Doch ich genieße die Aussicht auch ein weiteres Mal.

Kurz vor dem Notch halten sich immer noch die Bighorn-Schafe auf. Die Herde ist in Bewegung und ich sehe einige Jungtiere umherspringen.

Bighorns über dem Tal des Athabasca River
Bighorns über dem Tal des Athabasca River

Am Notch herrscht reger Betrieb. Viele Wanderer haben sich auf dem Grat niedergelassen und rasten. Die Jüngste hier oben ist ein kleines Mädchen, höchstens zwei Jahre alt, das noch gar nicht richtig laufen kann. Hut ab vor der jungen Mama, die ihr Kind im Tragerucksack hochgeschleppt hat (und vor Papa mit der gesamten Ausrüstung in seinem überdimensionalen Rucksack).


Ich lege meinen heute ebenfalls voll beladenen Rucksack ab, um ein Stück weit auf den Notch Peak zu klettern. Von dort oben habe ich einen noch besseren Überblick über den Notch, die Schneewechte und den steilen Geröllpfad.


Schneewechte am Notch
Schneewechte am Notch

Der Notch ist für mich zu einer Art Telefonzelle geworden, denn von hier aus rufe ich ein drittes Mal zu Hause an. Normalerweise gibt es im Hinterland der Rocky Mountains nirgendwo Empfang, selbst auf der Parkstraße ist er auf einige wenige Punkte beschränkt. Der Skyline Trail ist wegen seiner Nähe zum Ort Jasper die große Ausnahme, am Big Shovel Pass soll es sogar ebenfalls ein Signal geben.

Der Abstieg vom Notch ist weniger problematisch als befürchtet. Ich gehe langsam und setze meine Wanderstöcke gezielt ein, um nicht abzurutschen. Der Weg ist so schmal, dass ich immer wieder am Wegesrand stehen bleiben muss, um heraufkommende Wanderer passieren zu lassen.

Abstieg vom Notch
Abstieg vom Notch

Ich habe so viele Fotos aufgenommen, dass - natürlich ausgerechnet hier - die Batterie leer ist. In einer Serpentine finde ich einen relativ flachen Platz abseits des Weges und kann froh sein, dass mir beim Wechseln weder die Batterien noch die Kamera aus der Hand rutschen und in den Abgrund fallen.

Der Abstieg ist fast geschafft!
Der Abstieg ist fast geschafft!
Notch und Curator Lake
Notch und Curator Lake

Vom Curator Lake geht es durch die Senke zurück in Richtung Big Shovel Pass.

Curator Mountain
Curator Mountain

Auch an der Abzweigung zum Watchtower Basin ist heute viel Betrieb.

Abzweigung zum Watchtower Basin
Abzweigung zum Watchtower Basin

Ich überquere den Big Shovel Pass und erreiche die Almen der Snowbowl. Im Süden ist der Himmel sehr diesig. Ich vermute, dass der Rauch ins Tal des Maligne Lake zurückgekehrt ist.

Wildblumen in den Snowbowl Meadows
Wildblumen in den Snowbowl Meadows

Bald erreiche ich den Snowbowl Campground. Es ist noch genau ein Platz frei, so dass ich ausnahmsweise nicht die Qual der Wahl habe. Mücken gibt es zwar überall, doch hier auf dem Snowbowl Campground erreicht die Plage eine ganz neue Dimension. Neben den Mücken sind es vor allem stechende Fliegen, die uns das Leben zur Hölle machen. Gut, dass ich das Mückenhemd dabei habe. Insektengeplagt und müde liege ich früh im Zelt und sichte meine Fotoausbeute. Ich kann zufrieden sein.

Snowbowl - Maligne Lake Trailhead - Maligne Canyon Hostel4. August


Entfernung
12,5 km
Dauer
4 Std
Min. Höhe
1681 m
Max. Höhe
2228 m
Abstieg
547 m

 

Am nächsten Morgen hat sich das Wetter eingetrübt, doch zum Glück regnet es nicht. Ich breche zur letzten Etappe meiner Wanderung auf. Eine Gruppe Wanderer kommt mir entgegen und berichtet von der Sichtung eines Grizzlybären am Little Shovel Pass.

Auf dem Pass angekommen, suche ich mit den Augen intensiv die Hänge ab. Da, eine Bewegung! Aber es ist nur ein Murmeltier, das auf dem fast vegetationslosen Berghang überdimensional groß wirkt. Der Grizzly hat sich wohl inzwischen verzogen und das ist auch besser so.

Am Little Shovel Campground erfahre ich von zwei dortigen Campern, dass die Mückenplage auf diesem Campingplatz in den letzten beiden Tagen „unerreicht“ gewesen sei.

Zwischen dem Little Shovel Campground und Evelyn Creek kommen mir besonders viele Wanderer entgegen. Der Pendelbus, der zwischen den beiden Wanderparkplätzen verkehrt, scheint gerade angekommen zu sein. Viele Skyline-Wanderer parken ihre Fahrzeuge am Signal Mountain Wanderparkplatz und lassen sich mit dem Bus zum Maligne Lake bringen, um dort ihren Trek zu beginnen.


Von der traumhaften Jasper-Skyline kommend, freue ich mich nun, mein vertrautes Auto mit dem Aufkleber der Skyline meiner alten Heimatstadt wiederzusehen.

Maligne Lake und die umliegenden Berge sind wieder in Rauch gehüllt. Ich habe wirklich Glück gehabt, davon in größerer Höhe nichts mitbekommen zu haben.

 

Maligne Canyon Wilderness Hostel
Maligne Canyon Wilderness Hostel

Bevor es morgen wieder nach Hause geht, verbringe ich die Nacht im Maligne Canyon Wilderness Hostel. Es ist eine sehr einfache Unterkunft, aber für meine Zwecke völlig ausreichend. Am Abend sitze ich mit den anderen Gästen draußen an den Tischen und wir tauschen unsere Wandererlebnisse aus.

Mit Ausflügen und Hin- und Rückwanderungen habe ich insgesamt 85 Kilometer auf dem Skyline Trail zurückgelegt. Es war ein lang ersehntes und deshalb umso erfüllenderes Erlebnis.