Sunset Pass/Pinto Lake & Floe Lake

Juli/August 2022


Über Jasper zum Norman Lake Campground27. Juli

Die Sommerhitze hat in diesem Jahr lange auf sich warten lassen, aber jetzt - Ende Juli - ist es heiß und der Wetterbericht verspricht trockenes Wetter, auch in den Bergen. Meine diesjährige Wanderung besteht aus zwei verschiedenen Etappen. Zuerst soll es im Banff Nationalpark über den Sunset Pass zum Pinto Lake gehen. Danach möchte ich noch einmal den Floe Lake im Kootenay National Park besuchen, wo ich 2018 meine Wanderung auf dem Rockwall Trail wegen eines Waldbrandes einen Tag zu früh abbrechen musste.

Der Wanderparkplatz für den Sunset Pass liegt etwa auf halber Strecke zwischen Jasper und Banff. Deshalb fahre ich die von mir bevorzugte Nordroute über Jasper. Schon am frühen Morgen klettert das Thermometer auf 20 Grad. Auf dem Yellowhead Highway 5 herrscht dichter Gegenverkehr, der fast ausschließlich aus Baufahrzeugen für die Pipeline-Erweiterung besteht, die derzeit entlang des Highways gebaut wird. In meine Richtung sind zum Glück noch nicht viele Autos unterwegs. Mittags erreiche ich Jasper und fahre auf der Parkstraße Richtung Banff. Das schöne Wetter hat Massen von Besuchern angelockt, es herrscht starker Verkehr und viele der Wanderparkplätze sind überfüllt.

Mein Wanderparkplatz ist nicht ausgeschildert, aber ich habe mir vor der Abfahrt genau angeschaut, wo ich abbiegen muss. Es sind sogar noch ein paar Plätze frei. Vermutlich schreckt der steile Wanderweg mit seinen unzähligen Serpentinen einen Großteil der potentiellen Tagesausflügler ab.

Ich packe ein paar letzte Sachen in meinen Rucksack und beginne die Wanderung beim Infostand. Dort finde ich eine zwei Tage alte Meldung über die Sichtung eines großen Schwarzbären etwa 100 Meter hinter dem Startpunkt. Ich hoffe, dass er inzwischen weit weg ist.


Entfernung
4,4 km
Dauer
2 ½ Std
Min. Höhe
1439 m
Max. Höhe
2001 m
Anstieg
562 m
Kum. Anstieg
713 m
Kum. Abstieg
164 m

 

Mein heutiges Ziel ist der Norman Lake Campground, eine Strecke von nur 4,2 Kilometern, die es aber mit 562 Höhenmetern in sich hat.

 

Zunächst steigt der Weg nur gemächlich an. Bald höre ich das Rauschen von Norman Falls. Ein kurzer Seitenweg führt zum Rand der Schlucht, von wo man einen guten Blick auf den Wasserfall hat.

Norman Falls
Norman Falls

Hinter Norman Falls wird der Weg sehr steil und zieht sich in vielen Serpentinen den Berg hinauf. Die sengende Hitze des frühen Nachmittags und der schwere Rucksack machen den Aufstieg extrem anstrengend. Immer wieder muss ich stehen bleiben, nach Luft schnappen und das ausgeschwitzte Wasser nachtanken. Ich zähle die Serpentinen - es sollen 35 sein - und gönne mir nach jeweils acht eine Pause. Plötzlich und unerwartet, doch keinen Moment zu früh, taucht bereits nach Nummer 25 die Abzweigung zum Sunset Lookout auf. Anscheinend habe ich nicht jede der vielen Kurven als Serpentine gezählt.

Sunset Lookout ist ein ehemaliger Beobachtungsposten für Waldbrände über dem Tal des North Saskatchewan River. Der Aussichtspunkt ist 1,6 Kilometer und zusätzliche 143 Höhenmeter weit weg. Für diesen Abstecher habe ich heute keine Energie, denn auf den ersten knapp drei Kilometern habe ich bereits mehr als 530 Höhenmeter bewältigt und bin froh, dass der Rest des Weges zum Campingplatz nun weniger steil ist.

Bald nach der Abzweigung verlässt der Pfad den Wald und mündet in die offenen, mit Weidenbüschen bewachsenen Almwiesen der Norman Creek Meadows.

Norman Creek Meadows
Norman Creek Meadows

Trotz seines Namens befindet sich der Campingplatz nicht am Norman Lake, sondern am Norman Creek. Norman Lake ist ein seichter See, der am Rande der Meadows direkt vor den Bergen liegt und von hier aus nur schwach zu erkennen ist. Von den vier Zeltplätzen ist bei meiner Ankunft nur einer belegt. Das Pärchen dort hat einen völlig camping-untauglichen Hund dabei, der alle Wanderer anbellt, die ihm zu nahe kommen. Deshalb beziehe ich den übernächsten Platz und nicht den eigentlich schöneren direkt nebenan.

Es gibt hier extrem viele Mücken und Blackflies. Beim Zeltaufbau komme ich noch einmal ins Schwitzen und bin der Insektenplage schutzlos ausgeliefert. Ich bin froh, als es endlich steht und meine Siebensachen darin verstaut sind. Dann mache ich mich auf den Weg zur Wasserstelle an der Brücke über den Norman Creek, ein gutes Stück vom Campground entfernt.

Obwohl ich nach der langen Fahrt und einem späten Imbiss auf dem Parkplatz keinen großen Hunger habe, bereite ich mir ein Abendessen zu. Das Essen nehme ich im Gehen zu mir, um die herumschwirrenden Mücken von meinem Gesicht fernzuhalten, denn zum Essen muss ich die Kapuze meines Mückenhemdes herunterlassen. Aus Versehen lasse ich den Griff an meinem heißen Teller einen Moment zu locker und er fällt mitsamt dem Essen auf den mit Tannennadeln übersäten Waldboden. Tja, es war die letzte Tüte eines Fertiggerichts, das endlich weg musste und sowieso nicht schmeckte, die Entsorgung eine Freudsche Fehlleistung…

Ich gehe früh zu Bett. Spät am Abend kommt noch ein weiteres Paar mit Hund. Aus dem Zelt auf Platz 1 ertönt ein so wütendes Gebell, dass sich die Neuankömmlinge auf den hintersten Platz zurückziehen. Obwohl es tagsüber heiß war, kühlt es in der Nacht so stark ab, dass ich selbst im Schlafsack meine gewohnten warmen Jacken überziehen muss.

Tagestour zum Skyline Camp und in die Ausläufer von Mt. Wilson28. Juli


Entfernung
12 km
Dauer
4 Std
Min. Höhe
1968 m
Max. Höhe
2265 m
Anstieg
297 m
Kum. Anstieg
693 m
Kum. Abstieg
693 m

 

Auch beim Frühstück sind die Mücken schnell wieder stechbereit, die Kühle der Nacht hält sie nicht lange in Schach. Umso schneller bin ich startklar für den heutigen Tagesausflug.

Er führt mich am Norman Creek entlang durch die weiten Almen der Norman Creek Meadows. Die gesamten Meadows bestehen aus hohen Weidenbüschen, die den Weg überwachsen. Auf der anderen Seite des Baches erhebt sich Mount Coleman, der Blick zurück fällt auf Mt. Amery.

Mt. Coleman
Mt. Coleman
Mt. Amery
Mt. Amery

Weit vor mir tauchen kurz die Zwillingswasserfälle des Norman Creek auf. Beim Vorbeigehen ist der Blick in den Canyon leider durch große Uferfelsen versperrt, so dass ich mich mit ihrem Rauschen begnügen muss.

Heute besuche ich das verlassene Camp der Skyline Hikers, eine Wanderorganisation, die einwöchige Sommercamps in den Rocky Mountains durchführt, an denen ich auch schon teilgenommen habe. Das Camp hier am Sunset Pass besuchen sie etwa alle zehn Jahre. Eine Freundin hat mir die Wanderkarte zur Verfügung gestellt.

Dort, wo der Hauptweg den Norman Creek überquert, bleibe ich auf der rechten Seite des Baches und folge ihm bis zum Camp. Der Weg ist gut erkennbar, da auf ihm Ausrüstung und Gepäck mit Pferden zum Camp transportiert werden.

Unterwegs zum alten Camp der Skyline Hikers
Unterwegs zum alten Camp der Skyline Hikers

Der Weg führt weiter am Norman Creek mit seinen sehenswerten Kaskaden und Canyons entlang, als unvermittelt ein überdimensionales Tipi vor mir auftaucht. Die langen, dünnen Baumstämme für die Prospektorenzelte des Camps werden in dieser Form in den inaktiven Jahren aufbewahrt. Ich bin angekommen.

Ich umrunde das Camp und stoße hinter dem Tipi auf eine primitive Holzbrücke, die das Gemeinschafts- und Esszelt mit dem Bereich der Schlafzelte verbunden hat. Ich entdecke eine natürliche Felsbrücke über den Norman Creek, aber leider finde ich auf der anderen Seite keinen eindeutigen Weg.

Natural Bridge in der Nähe des Camps
Natural Bridge in der Nähe des Camps

Am südöstlichen Ende des Camps führt ein relativ gut erkennbarer Pfad bergauf. Ich folge ihm durch die Bäume, bis er in die nächsthöhere Weidenbuschwiese mündet und sich dort verliert. Ich suche mir eine Route am Rand der mehr oder weniger offenen Wiesen, denn zwischen den Bäumen ist ohne Pfad kein Durchkommen. Als auch das Weidengebüsch immer dichter und unwegsamer wird, weiche ich auf eine Lawinenschneise aus. Sie ist unglaublich steil, aber wenigstens ist das Gelände offen und mit zunehmender Höhe gewinne ich eine sehr schöne Aussicht. Ich steige in die baum- und strauchlosen Ausläufer des Mt. Wilson auf.

Ausläufer von Mt. Wilson
Ausläufer von Mt. Wilson

Schnaufend erreiche ich eine Felskuppe, die ich zum Endpunkt des heutigen Ausflugs erkläre, und halte hier meine Mittagspause.

Rundblick vom Aussichtspunkt am Mt. Wilson
Rundblick vom Aussichtspunkt am Mt. Wilson

Markanter Gipfel am Cataract Pass
Markanter Gipfel am Cataract Pass
Schneeformationen auf Mt. Wilson
Schneeformationen auf Mt. Wilson

Von hier oben sehe ich zwar die Möglichkeit, den Weg als Rundweg um die Weidenbüsche herum bis zum Camp fortzusetzen. Doch wahrscheinlich würde ich dabei schnell die Orientierung verlieren. Außerdem bezweifle ich, dass ich auf der anderen Seite der Alm noch einmal einen wohl definierten Pfad finde. Lieber gehe ich den Weg zurück, den ich gekommen bin.

Auf dem Rückweg vom Tipi zum Hauptweg bestaune ich noch einmal die vielen Canyons und Pools des munteren Norman Creek, die jetzt, wo die Sonne höher steht, noch attraktiver wirken.

Rückweg zum Campingplatz
Rückweg zum Campingplatz

An der Furt beim Hauptweg treffe ich ein Paar, das gerade die Schuhe wechselt, um von der anderen Seite her über den Bach zu kommen. Sie geben mir gute Tipps zum Zelten und Wandern am Pinto Lake, meinem morgigen Ziel. Dort haben sie die letzten beiden Nächte verbracht.

Da es noch früh am Nachmittag ist, wechsle ich in meine Sandalen und überquere ebenfalls den Bach, um ein Stück in Richtung Sunset Pass zu gehen. Das Wasser ist nicht tief, aber die Strömung ist deutlich zu spüren. Das Weidengebüsch wächst nun mehr als schulterhoch in den Pfad hinein und macht ihn extrem eng. Man muss sich regelrecht durch das Gestrüpp kämpfen. Immer wieder taste ich nach meinen Sandalen, die ich zum Trocknen außen am Rucksack befestigt habe. Wenigstens sind die Büsche nicht nass, sonst wäre der Weg noch unangenehmer.

Ein Tageswanderer vom Norman Lake Campground holt mich ein. Auch er weiß nicht genau, wie weit es noch bis zum Pass ist. Zu weit, scheint mir, außerdem werde ich morgen wieder hier entlang gehen. Ich kehre um, als der Weg die Wiesen verlässt und im Wald verschwindet. Wie ich am nächsten Tag feststellen werde, war es noch sehr weit bis zum Pass.

Auf dem Campingplatz sind inzwischen andere Leute eingetroffen. Das Paar mit dem bellende Hund von Nummer 1 ist abgereist. Eine Hängematte baumelt nun auf diesem Platz. Sie wird noch eine Weile leer bleiben, denn Er baut alles alleine auf, während Sie schon einmal in ihrem Campingstuhl liegt und liest!

Norman Lake - Sunset Pass - Pinto Lake 29. Juli


Entfernung
9,8 km
Dauer
4 Std
Min. Höhe
1743 m
Max. Höhe
2195 m
Abstieg
452 m
Kum. Anstieg
501 m
Kum. Abstieg
667 m

 

Diese Nacht war wärmer als die letzte. Leider gab es einen kurzen Regenschauer, so dass ich das Zelt nass zusammenpacken muss. Wie immer brauche ich zwei Stunden, um mein Lager abzubrechen. Wenn ich mich aus irgendeinem Grund beeilen muss, geht es auch schneller - manchmal. Um 9 Uhr bin ich startklar.

Schnell erreiche ich die Furt des Baches und ziehe meine Sandalen an, um ihn zu überqueren. Auch mit dem schweren Rucksack ist das kein Problem.

Hier ist die Durchquerung des Bachs erforderlich
Hier ist die Durchquerung des Bachs erforderlich

Die hohen Weidenbüsche jedoch setzen dem großen Rucksack viel Widerstand entgegen. Zum Glück sind sie schon wieder trocken, bzw. von dem wenigen Regen nicht einmal richtig nass geworden. Wieder kontrolliere ich regelmäßig, ob meine Sandalen noch außen am Rucksack hängen.

Unterwegs zum Sunset Pass
Unterwegs zum Sunset Pass

Endlich gelange ich an das Ende der Weidenbuschzone. Der Pfad mäandert nun auf relativ konstanter Höhe durch den angrenzenden Wald. Nach einer Weile stoße ich auf ein Schild, das die Grenze zwischen Banff National Park und White Goat Wilderness markiert. Vom Sunset Pass ist allerdings nicht die Rede, obwohl ich ihn eigentlich im Banff National Park vermutet hatte. Mein Wanderführer behauptet, hier sei der höchste Punkt der Wanderung und der Beginn des Passes. Doch die erwartete spektakuläre Aussicht bleibt leider aus. Ich klettere ein Stück querfeldein über die Felsen, denn laut meiner Karte beginnt hier eine Wanderroute der Skyline Hikers. Für eine Wanderung mit dem großen Rucksack erweist sich die Strecke jedoch als ungeeignet. Stattdessen wandere ich auf dem Hauptweg tiefer in die White Goat Wilderness hinein.

Bald verlässt der Weg den licht gewordenen Wald und folgt einer steilen Abbruchkante nach Nordwesten. Hier werde ich endlich mit schönen Ausblicken auf die umliegenden Berge und das vor mir liegende Tal des Cline River belohnt.

Sunset Pass
Sunset Pass

Ich genieße einen ersten Blick auf den Pinto Lake, der tief unten in Albertas Bighorn Backcountry gelegen ist.

Erster Blick auf Pinto Lake
Erster Blick auf Pinto Lake

Eine kleine Pyramide aus Felsgestein kennzeichnet den Pinto Lake Lookout. Wie der Name schon sagt, hat man von hier aus einen sehr schönen Blick auf den See. Wegen der Wolken und des Gegenlichts ist er heute nicht ganz so fantastisch blau wie ich ihn vorher auf Fotos gesehen habe. Ich verweile und genieße die Aussicht.

Pinto Lake und Cline River Valley
Pinto Lake und Cline River Valley

Vom Süden her ziehen Wolken auf und der Wind nimmt zu.

Blick zurück von Sunset Pass/Pinto Lake Lookout
Blick zurück von Sunset Pass/Pinto Lake Lookout

Der Abstieg vom Lookout beginnt mit der Überquerung einer Schneewechte. Es sieht schlimmer aus als es ist und nur die ersten paar Schritte im rutschigen Geröll sind heikel, während ich im Schnee der gut ausgetretenen Fußspur unbekannter Vorgänger folgen kann.

Kurz geht es durch eine Lawinenschneise, dann verschluckt mich dichter Krummholzwald. Der Pfad ist extrem schmal und führt in steilen Serpentinen den Berg hinunter. An einer weiteren Lawinenschneise kann ich noch einen Blick auf Pinto Lake erhaschen, dann versperren das Gestrüpp und die kleinen Bäume jede Sicht. Je weiter ich ins Tal komme, desto höher werden die Bäume und desto öfter liegen sie umgestürzt wie Mikado quer über dem Weg. Sie zu überklettern ist mit dem großen Rucksack äußerst mühsam.

Der Weg wird nicht instand gehalten
Der Weg wird nicht instand gehalten

Ich bin froh, als ich endlich den Talboden erreiche. Der Weg führt nun am Cline River entlang, der hier sehr verzweigt ist und kaum Strömung hat. Auf Baumstämmen überquert man Nebenarme und sumpfige Stellen.

Am Ausfluss von Pinto Lake (Cline River)
Am Ausfluss von Pinto Lake (Cline River)

Ich komme am Pinto Lake Hauptcamp an, einer Waldlichtung in der Nähe des Sees. Immerhin gibt es eine Feuerstelle, eine Toilette und eine bärensichere Aufhängevorrichtung für die Essensvorräte. Zurzeit ist das Camp menschenleer und wirkt auf den ersten Blick etwas trostlos. Ich wandere am Seeufer entlang zum übernächsten Camp. Die beiden Wanderer, die ich am Vortag an der Furt durch den Norman Creek getroffen habe, haben es mir empfohlen. Es liegt nur zehn Minuten vom Hauptcamp entfernt, hat einen Picknicktisch, einen schönen Zugang zum See und etwa vier oder fünf unbefestigte Stellplätze.

Hier gibt es jedoch keinen „Bearpole“ und ich müsste meine Essensvorräte für die Nacht an einem geeigneten Baum aufhängen. Unzählige mächtige Baumstämme liegen umgestürzt herum, gleichzeitig ist es sehr windig geworden. Argwöhnisch beäuge ich die noch stehenden Bäume, die jeden der potentiellen Zeltplätze überragen. Nein, die Aussicht, hier allein zu zelten, gefällt mir gar nicht. Lieber gehe ich zurück ins Hauptcamp.

Dort wähle ich einen Zeltplatz ganz am Rand der Lichtung. Wie im National Park liegt auch hier der Zeltbereich etwas abseits vom Picknickbereich. Weiter hinten im Gebüsch entdecke ich sogar nagelneue Metallschränke. Allerdings klemmen die Türen so stark, dass ich meinen Beutel mit den Lebensmitteln lieber doch an den „Bearpole“ hänge.

Angesichts des Windes und der vielen Wolken traue ich dem Wetter nicht und koche mir ein frühes Abendessen. Währenddessen bekomme ich endlich Gesellschaft, Bobbie und Will aus Fort Saskatchewan. Sie schlagen ihr Zelt direkt neben dem Essplatz und der Feuerstelle auf. Will kümmert sich sofort um Feuerholz. Er fällt sogar einen großen abgestorbenen Baum und schleppt Stamm und Äste zum Sägen und Spalten herbei. Ich glaube, er hat das Lagerfeuer das ganze Wochenende nicht ein einziges Mal ausgehen lassen.

Wir bleiben heute die einzigen Wanderer und sitzen gemeinsam am Feuer, dessen Rauch die Mückenplage halbwegs in Schach hält.

Ausflüge am Pinto Lake30. Juli


Entfernung
7 km + 3,6 km
Dauer
3 Std + 2 Std
Min. Höhe
1739 m
Max. Höhe
1833 m
Anstieg
94 m

 

Am nächsten Morgen ist es windstill und der Himmel tiefblau. Ich gehe am Zelt der noch schlafenden Nachbarn vorbei zum Seeufer, um zu frühstücken.

Frühstück bei Windstille
Frühstück bei Windstille

Heute will ich den See umrunden und auf dem Rückweg eine Höhle erkunden, von der ich in verschiedenen Berichten im Internet gelesen habe.

Ich steige in meine Sandalen, um den Auslauf des Sees zu queren. Er ist sehr breit, hat aber zum Glück kaum Strömung, so dass die Überquerung kein Problem ist.

Durchquerung des Cline River am Seeauslauf
Durchquerung des Cline River am Seeauslauf

Zunächst ist der Weg klar definiert, denn es handelt sich um einen viel begangenen Abschnitt des Great Divide Trails, der am Pinto Lake entlang zum Pinto Pass und weiter zu den Michelle Lakes führt. Am Nordufer des Sees finde ich weitere Campingplätze, die aber noch rustikaler sind als die auf der anderen Seite. Ein Schild informiert mich darüber, dass es hier im Herbst 1923 beinahe zu einer Tragödie für eine Siedlerfamilie gekommen wäre, als sich der Mann mit seinem Gewehr verletzte und seine Frau ihm den Arm amputieren musste. Durchziehende Indianer alarmierten schließlich im Frühjahr 1924 ein Rettungskommando.

Der See und die umliegenden Berge zeigen sich bei Windstille von ihrer schönsten Seite.

Ausflug am Nordufer entlang
Ausflug am Nordufer entlang



Bald verlässt der Great Divide Trail den See. Anstatt ihm bergauf zum Pinto Pass zu folgen, überquere ich einen wilden Bach auf einigen Baumstämmen. Ich versuche, dem Bach querfeldein zum See hinunter zu folgen, um den Weg auf der anderen Seite des Sees zu erreichen. Aber das Gelände ist sehr unübersichtlich und meine Karte zu ungenau. Ich kehre lieber auf demselben Weg zum Campingplatz zurück. Vielleicht hätten mich die kaum erkennbaren Wildtierpfade direkt am Seeufer ganz um den See herumgeführt.

Diese Brücke verbindet mich leider auch nicht mit dem Süduferweg
Diese Brücke verbindet mich leider auch nicht mit dem Süduferweg

Als ich zum Camp zurückkehre, nehmen Bobbie und Will gerade ein Bad im See. Mehrere neu angekommene Wanderer ziehen am Hauptcamp vorbei in Richtung Camp 3. Es ist es noch früh genug, um das andere Ufer des Sees zu erkunden und nach der Höhle zu suchen.

Ich schließe mich den vorbeigehenden Wanderern an und halte in Camp 3 Mittagspause. Dann mache ich mich auf, um den Rest des Seeufers zu erkunden. Der Weg durchquert feuchte Uferwiesen und schlängelt sich zuletzt als schmaler, kaum noch zu erkennender Pfad direkt am Wasser entlang. Immer wieder liegen umgestürzte Bäume im Weg und dichtes Gestrüpp macht es äußerst mühsam, sie zu überklettern oder zu umgehen.

Ausflug zum Südufer
Ausflug zum Südufer

Weit vor mir kann ich die sogenannte Chute sehen, die einen alternativen Zugang vom Sunset Pass zum Pinto Lake bietet. Es ist ein sehr steiler, mit Geröll bedeckter Steig, der nur für Wagemutige zu empfehlen ist.

Die Chute: Alternative Route zum Sunset Pass
Die Chute: Alternative Route zum Sunset Pass

An einer besonders extremen Blockade aus Bäumen und Gestrüpp, die durch das steile Ufer noch verstärkt wird, gebe ich auf. Es gibt einfach kein Durchkommen mehr. Auf dem Rückweg kommen mir Bobbie und Will entgegen. Die beiden lassen sich von mir nicht entmutigen und sind fest entschlossen, sich den Weg zur Höhle freizukämpfen. Sie haben eine kleine Säge dabei.

Ich wandere zurück zum Hauptcamp und koche wieder einmal ein frühes Abendessen. Ein, zwei Stunden später kehren Bobbie und Will zurück. Sie haben es tatsächlich bis zur Höhle geschafft. Nur wenige Minuten von der Stelle entfernt, an der ich aufgegeben habe, kommt der Pfad unterhalb einer steilen Geröllhalde wieder heraus. An einem Wasserfall vorbei kletterte das Paar die Halde hinauf zur Höhle. Sie drehten ein Video in der Höhle, die mit einem weiteren kleinen Wasserfall und einem See wirklich spektakulär ist. Schade, dass ich aufgegeben habe.

Das Camp füllt sich zusehends und gleicht bald einem Lager. Zwischen den dicht beieinander stehenden Zelten sind Leinen mit trocknender Kleidung gespannt und in einer zweiten Feuerstelle brennt ein munteres Feuer. Die vielen Neuankömmlinge, eine Familie mit Freunden, sind sehr freundlich. Später treffen noch zwei junge Frauen ein, die auf der Suche nach einem ungestörten Plätzchen den Seeauslauf gleich zweimal durchqueren, und dabei nicht einmal ihre offensichtlich wasserdichten Wanderschuhe ausziehen. Sie werden nicht fündig und bauen ihr Zelt schließlich direkt neben meinem auf. Eigentlich machen sie den Eindruck von Campingprofis, doch überraschenderweise haben sie Konservendosen dabei und den Öffner vergessen. Will öffnet die Büchsen mit seinem Taschenmesser und einem Stein.

Im Hauptcamp kann es voll werden
Im Hauptcamp kann es voll werden

Ich bin definitiv die Älteste hier. Die beiden Familienoberhäupter sind vielleicht nicht viel unter sechzig, aber alle anderen sind in ihren Zwanzigern oder frühen Dreißigern. Wir verbringen einen lustigen Abend am See. Die Hartgesottenen baden im eiskalten Wasser. Einiges an Alkohol macht die Runde, denn das Long Weekend im August will ausgiebig gefeiert werden.

Später beobachten wir den Sonnenuntergang, der gestern besonders spektakulär gewesen sein muss. Leider ist es heute nicht windstill und es gibt keine Spiegelung im See.

Abendstimmung am Pinto Lake
Abendstimmung am Pinto Lake

Kurz nach Einbruch der Dunkelheit wird das Feuer im Zeltbereich ausgelöscht. Bis auf die beiden Unermüdlichen aus Fort Saskatchewan gehen alle früh zu Bett. Ich schlafe tief und fest durch die Nacht.

Pinto Lake - Sunset Pass - Norman Lake31. Juli


Entfernung
9,8 km
Dauer
4 Std +
Min. Höhe
1743 m
Max. Höhe
2195 m
Anstieg
452 m
Kum. Anstieg
667 m
Kum. Abstieg
501 m

 

Gegen Morgen - ich liege noch im Zelt - höre ich, wie es zu regnen beginnt. Das gefällt mir gar nicht, denn der schmale Pfad den Berg hinauf wird fürchterlich nass sein. Als der Regen wieder aufhört, frühstücke ich unter der Plane, die das gut ausgerüstete Paar aus Fort Saskatchewan neben ihrem Zelt an der Hauptfeuerstelle installiert hat. Die beiden schlafen noch tief und fest.

Dann fange ich an einzupacken. Bevor ich das Zelt abbaue, stelle ich meinen Rucksack unter die Plane, denn der Himmel sieht nicht allzu verlässlich aus. Währenddessen kommt der Nachbar kurz aus dem Zelt, um einem Ruf der Natur zu folgen. Dann schiebt er fürsorglich die Plane hoch, um das gesammelte Regenwasser abzulassen. Schnell springe ich aus dem Weg und direkt hinein in eine kalte Morgendusche. Unter vielen Entschuldigungen des Nachbarn ziehe ich meine Regenkleidung an und mache mich auf den Weg. Ich hatte sowieso damit gerechnet, nass zu werden, aber erst später auf dem Weg durch das nasse Gestrüpp.

Der Rückweg durch den Wald mit den vielen umgestürzten Bäumen fällt mir heute leichter als der Hinweg. Auch durch das dichte Gestrüpp weiter oben komme ich gut voran. Inzwischen hat sich die Sonne durchgesetzt und die Nässe ist weitgehend verdunstet. Meine Regenkleidung erweist sich als überflüssig.

Wiederaufstieg zum Sunset Pass
Wiederaufstieg zum Sunset Pass

Auch der Aufstieg über die Schneewechte zum Pass verläuft problemlos. Der Einstieg ist anhand noch gut sichtbarer Fußspuren leicht zu finden.

Schneewechte am Pass
Schneewechte am Pass

Am Sunset Pass klettere ich querfeldein auf eine Anhöhe. Hier finde ich den schönsten Platz mit der besten Aussicht weit und breit. Das Wetter ist sonnig und ich halte eine lange Rast. Eine junge Frau hat mich vom Wanderweg aus entdeckt und leistet mir am Aussichtspunkt nette Gesellschaft. Nach einer längeren Pause beschließt sie, noch bis zum Pinto Lake und zurück zu wandern. Junge Leute…

Pinto Lake Lookout
Pinto Lake Lookout

Sunset Pass und Mt. Wilson
Sunset Pass und Mt. Wilson

Ich gehe ein Stück auf der Höhe entlang, bis meine Route wieder auf den Hauptweg trifft. Dort schaue ich von oben in die Chute. Nein, dieser Weg in den Abgrund wäre absolut nichts für mich, schon gar nicht mit dem großen Rucksack.

Sunset Pass, Einstieg in die Chute
Sunset Pass, Einstieg in die Chute

Ich erreiche Norman Lake Campground und nehme diesmal den schönsten Zeltplatz in der Nähe der Picknicktische. Erst glaube ich, allein zu bleiben, doch dann trifft noch ein junges Pärchen ein. Nachdem ich schon gegessen habe, kommen Bobbie und Will am Campingplatz vorbei. Sie sind erst mittags am Pinto Lake losgegangen und wollen heute noch hinauswandern, weil sie morgen wieder arbeiten müssen. Während sie rasten, unterhalten wir uns noch ein bisschen, dann sind sie fort.

In der Nacht gibt es Wetterleuchten: stundenlang und lautlos. Das verrückte Schauspiel der Lichtblitze lässt mich für einen Moment glauben, mit meinen Augen stimme etwas nicht.

Norman Lake - Transfer zum Floe Lake Wanderparkplatz - Floe Lake1. August


Entfernung
4,4 km
Dauer
2 Std
Min. Höhe
1439 m
Max. Höhe
2001 m
Abstieg
562 m
Kum. Anstieg
164 m
Kum. Abstieg
713 m

 

Ein kleiner Regenschauer zankt mich in der Nacht, denn er bedeutet, dass ich das Zelt nicht trocken einpacken kann. Zum Parkplatz geht es nur bergab und schon nach 2 Stunden bin ich dort.

Als erstes packe ich neues Essen und frische Wäsche für die nächste Wanderetappe zum Floe Lake in meinen Rucksack. Es sind gut 150 km bis zum Floe Lake Parkplatz, eine Fahrt von ca. 1 ¾ Stunden. Zunächst erreiche ich das völlig überfüllte Lake Louise. Nachdem ich mit Mühe einen Parkplatz im Zentrum gefunden habe, rufe ich zu Hause an und kaufe im Supermarkt zwei Brötchen als Beilage für das nächste Abendessen. Am Castle Mountain biege ich auf den Highway 93S ab und erreiche den Floe Lake Parkplatz, der ebenfalls brechend voll ist. Ich parke vorübergehend direkt vor dem Wanderweg und warte, bis eine Parklücke frei wird. Zum Glück dauert das nicht lange, denn es ist schon nach Mittag und viele Wanderer kehren vom hier endenden Rockwall Trail zurück. Der Fahrer ist sogar so nett, mir seinen Platz freizuhalten, damit sich niemand vordrängelt.


Entfernung
11,4 km
Dauer
4 ½ Std
Min. Höhe
1313 m
Max. Höhe
2038 m
Anstieg
725 m
Kum. Anstieg
828 m
Kum. Abstieg
159 m

 
Wanderung zum Floe Lake
Wanderung zum Floe Lake

Um 13 Uhr ist es mit 27 Grad bereits extrem heiß. Ich überquere den gletscherblauen Vermilion River und lege hinter der Brücke eine etwas verspätete Mittagspause ein, bevor ich mich an den knapp 11 km langen Anstieg mache.

Brücke über den Vermilion River
Brücke über den Vermilion River

Der Weg führt zunächst am Vermilion River entlang und ist flach. Ich wandere durch ein ehemaliges Waldbrandgebiet. Tote Baumstämme ragen in die Luft und der böige Wind pfeift durch sie hindurch, dass es sich anhört, als würden sie singen. Auf einer weiteren Brücke überquere ich den Floe Creek, der in den Vermilion River mündet. Hier biegt der Pfad ab und folgt dem Tal des Floe Creek aufwärts.

Am Floe Creek entlang durch ehemaliges Waldbrandgebiet
Am Floe Creek entlang durch ehemaliges Waldbrandgebiet

Der Pfad verläuft weit oberhalb des Baches und wird zunehmend steiler. Er bietet keinen Schatten, denn die Vegetation ist nach dem Waldbrand zwar nachgewachsen, aber noch nicht sehr hoch. Die frühe Nachmittagssonne brennt gnadenlos auf mich herab. Einmal gerate ich mit einem Fuß neben den schmalen Pfad und stütze mich mit der Hand am Boden ab. Auch er ist von der glühenden Sonne aufgeheizt. In diesem Backofen ermüde ich zusehends, werde regelrecht erschöpft. Ich kann mein Trinkwasser gar nicht so schnell in mich hineinschütten, wie ich es wieder ausschwitze. Mein Liter geht zur Neige und bis zur einzigen Wasserstelle am Weg ist es noch weit.

Der Weg wird zunehmend steiler
Der Weg wird zunehmend steiler

Endlich erreiche ich einen reißenden Nebenfluss, den der Wanderweg auf einem einfachen Steg überquert. Hier mache ich Pause und filtere frisches Wasser.

Jetzt beginnt der steilste Teil des Weges über die sogenannte Headwall. Nach meiner Rast schaffe ich es kaum, den schweren Rucksack wieder aufzuladen, so dass ich ihn bei den nächsten Verschnaufpausen lieber anbehalte. Zwei erschöpft aussehende Männer sitzen am Wegesrand und essen einen Snack. Sie sind kurz vor mir vom Parkplatz aufgebrochen. Wenigstens werde ich heute nicht die Letzte sein, die auf dem Floe Lake Campground eintrifft.

Die berüchtigte Headwall
Die berüchtigte Headwall

Um 18 Uhr habe ich es endlich geschafft und mein Ziel erreicht.

Floe Lake: nach 5 Stunden am Ziel
Floe Lake: nach 5 Stunden am Ziel

Fast alle Zeltplätze liegen am Steilhang über dem See. Natürlich ist nur noch einer ganz oben frei, so dass meine Klettertour für heute noch nicht beendet ist. Müde baue ich mein Zelt auf und begebe mich hinunter zum Picknickplatz am See. Alle Tische sind besetzt und so esse ich zwischen den Felsen am Seeufer zu Abend. Zum Glück habe ich die Brötchen dabei, die ich einfach mit Fleisch und Gemüse fülle, so geht das Kochen schnell. Ich bin so erschöpft, dass ich fast gar keinen Hunger habe. Aber dann schmeckt es mir doch und ich beginne endlich, die Szenerie zu genießen.

Der Floe Lake ist malerisch schön. Heute Abend kräuselt sich das Wasser im Wind und ich kann das magische Blau des Sees nur erahnen.


Ausflug zum Numa Ridge2. August


Entfernung
7,1 km
Dauer
4 Std
Min. Höhe
2040 m
Max. Höhe
2456 m
Anstieg
416 m
Kum. Anstieg
650 m
Kum. Abstieg
650 m

 

Der nächste Morgen verspricht einen wunderbar klaren Tag. Allerdings gibt es immer noch viele Windböen, die sich mit relativer Windstille abwechseln. Meine Zeltnachbarn brechen zu ihrer nächsten Etappe auf dem Great Divide Trail, der Rockwall, auf. Danach wollen sie über den Owen Creek zum Pinto Lake. Ich erzähle ihnen von der Höhle und sie werden versuchen, sie in ihre Pläne einzubeziehen.

Für heute habe ich mir vorgenommen, die Route auf den 2720 Meter hohen Numa Mountain zu erkunden und wenn nicht den Gipfel, dann vielleicht den Vorgipfel zu besteigen. Ich wandere zum Numa Pass hinauf und genieße die Wildblumen und den immer schöner werdenden Blick auf den Floe Lake.


Floe Lake Panorama
Floe Lake Panorama

Der Floe Lake verdankt seinen Namen den kleinen Eisschollen, die auf ihm treiben.

Floes (Eisschollen)
Floes (Eisschollen)
Je höher je schöner...
Je höher je schöner...
Numa Pass voraus
Numa Pass voraus

Am Pass liegt noch Schnee. Es ist sehr windig hier oben.

Auf dem Pass
Auf dem Pass
Die Rockwall auf der anderen Seite
Die Rockwall auf der anderen Seite
Foster Mountain
Foster Mountain

Ich wende mich nach rechts zu einem Kamm, der den Aufstieg zum Numa Mountain ermöglicht. Am Hang bläst mich der Wind fast um. Ich peile einen großen Felsblock an und setze mich in seinen Windschatten. Von hier aus habe ich einen freien Blick auf den Pass, die Berge ringsum und die Rockwall auf der anderen Seite. Hier könnte ich ewig sitzen.

Pause im Windschatten eines Felsblocks am stürmischen Numa Ridge
Pause im Windschatten eines Felsblocks am stürmischen Numa Ridge
Numa Pass von weiter oben gesehen
Numa Pass von weiter oben gesehen
Ein anderer Wanderer überquert den Pass
Ein anderer Wanderer überquert den Pass

Ich kämpfe mich durch den Wind noch ein Stück höher, bis auf den Rücken des Grats. Von hier aus kann ich mein Ziel, den Vorgipfel des Numa Mountain, zumindest sehen. Der Wind droht mich vom Grat zu fegen und die windabgewandte Seite unterhalb des Grates ist zu steil zum Gehen. Das wird heute also leider nichts mit dem Aufstieg.

Numa Mountain
Numa Mountain

Langsam folge ich dem Grat wieder hinunter, auf einer anderen Linie, die weniger steil ist als der Aufstieg. Bald gelange ich zurück auf den eigentlichen Wanderweg und mache mich auf den Rückweg zum Camp.

Da ich recht früh am Campingplatz ankomme, ziehe ich mit meinem Zelt auf einen frei gewordenen Platz näher am See um. Nun ist der Weg vom Picknickplatz nicht mehr so beschwerlich, falls ich etwas beim Zelt vergessen haben sollte.

Ich verbringe einen angenehmen Nachmittag und Abend auf einem sonnigen Felsen direkt am See. Eine Gruppe junger Leute unterhält uns mit kunstvollen Sprüngen ins eiskalte Wasser. Die Sonne brennt heiß genug für eine solche Abkühlung, aber ohne Johlen und Schreien geht es nicht ab.

Zusammen mit einigen gut ausgerüsteten Fotografen warte ich darauf, dass sich der Wind legt und Spiegelungen im Wasser sichtbar werden. Doch das ist uns heute Abend leider wieder nicht vergönnt.

Floe Lake - Wanderparkplatz - Heimfahrt 3. August


Entfernung
11,4 km
Dauer
3 Std
Min. Höhe
1313 m
Max. Höhe
2038 m
Abstieg
725 m
Kum. Anstieg
159 m
Kum. Abstieg
828 m

 

Am nächsten Morgen gehe ich schon um 5.30 Uhr zum Frühstück hinunter und bin doch nicht die erste am See. Die Fotografen mit ihren großen Objektiven und Stativen sind schon in Position. Endlich herrscht absolute Windstille. Im ersten Morgenlicht fangen wir die Spiegelungen der Berge im Wasser ein.

Windstille kurz vor Sonnenaufgang
Windstille kurz vor Sonnenaufgang

Schon früh mache ich mich auf den Weg ins Tal. Es ist noch kühl und ich brauche nur drei Stunden bis zum Parkplatz.

Ich fahre einen Mitwanderer zu seinem Auto, das bei den Paint Pots steht. Er hat mit seinem 16-jährigen Sohn den Rockwall Trail gemeistert. Bemerkenswert ist, dass die beiden einen der heißbegehrten Plätze im nahe gelegenen Lake O'Hara Wandergebiet ergattern konnten, wo sie ihre Vater-Sohn-Tour abschließen werden.

Ich mache mich auf die lange Fahrt nach Hause. Es war eine weitere schöne Wanderreise mit Floe Lake als Tüpfelchen auf dem i.